Ich hatte ja nie den Eindruck, dass das Dschungelkind Mogli
merklich Stress hatte. Vielmehr bedient es in seiner Disney-Fassung die
Sehnsucht nach unbekümmerter Kindheit, Umgebung mit Freunden und dem Schutz vor
Gefahr im entscheidenden Moment.
Die jungen Konsumenten nehmen dieses Bild einer heilen Welt als warmherzige Lebensgeschichte auf, Erwachsene stellen sich mehr oder weniger bewusst diesem naiven Zielbild. Und in diese weltfremde Idylle platzt dann noch der Bär Balu als liebenswert gemütliches Fabeltier. Mit seinen guten Ratschlägen zu Ruhe und Gemütlichkeit weißt er den Weg zum Glück.
Ruhe kann man nicht einfach verordnen. Was man aber beeinflussen kann, ist die Stärke, mit der man an seiner inneren Unbewegtheit festhält. Manche sprechen von Ge-lassenheit, also dem Vermögen, Dinge, Menschen, Charakter und Umstände als gegeben zu akzeptieren, sie zuzulassen. Das hat nichts mit Nüchternheit oder gar Gefühlskälte zu tun, sondern ist ein Maß dafür, wie stark man sich von äußeren Impulsen beeinflussen lässt.
Eine wichtige Stufe der gelungenen Stressbewältigung ist das Annehmen der Situation und die Suche nach Alternativen. Und wenn es selbst bei sorgfältiger Betrachtung keine Ausweichmöglichkeit oder Erleichterung gibt, dann ist es hilfreich, statt dem Hadern mit der aktuellen Lage mit Ruhe und Gemütlichkeit zu kontern.
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