In einer ganz frühen Phase unserer Entwicklung können wir uns noch nicht besonders gewählt ausdrücken. Genau genommen können wir nur einen einzigen Laut von uns geben, einen ganz schrillen Ton, Babygeschrei. Er muss für jede Äußerung herhalten, sei es als Zeichen für Hunger, Müdigkeit, Wut oder Schmerzen. Es braucht die Erfahrung von Eltern, aus diesem Laut die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wer die Umstände kennt, auf die Uhr schaut oder auf andere Art den Auslöser des Geräusches herausbekommt, kann auch etwas zur Behebung sagen.
Im Laufe der Jahre lernen wir dann, uns mit menschlicher Sprache in Kombination mit Gestik und Mimik gegenüber unseren Mitmenschen verständlich zu machen. Das funktioniert mal besser, mal schlechter, aber immerhin haben wir eine Zahl von Ausdrucksmöglichkeiten, die wir nutzen können. Was allerdings in manchen Situationen wiederum sehr eingeschränkt sein kann. Mal sind wir der Sprache unseres Gegenübers nicht mächtig, mal muss es schnell gehen oder uns fehlen einen Moment lang die Worte. Dann geht die ausgefeilte Formulierung schon mal in ein rot-Anlaufen über, aus definierten Wörtern wird ein Sturzbach herausgeschriener Laute.
Und im Gipfel wird das dann noch technisch unterstützt. Hinter dem Steuerrad in der geräuschgedämmten Kapsel eines modernen Automobils gibt es nur eine Möglichkeit, seinem Umfeld Feedback zu geben. Die Hupe. Sie kennt wie ein Baby auch nur einen einzigen Ton, da kann man nur kürzer, länger oder in Intervallen auf den Knopf drücken. Ursprünglich konzipiert als Signalhorn zur Warnung vor Gefahr, ist sie zum Beispiel beim Stau die Möglichkeit, seine Ungeduld zu äußern. Oder einem anderen Fahrer akustisch klarzumachen, dass er falsch gehandelt hat. Ein Ton für Wut, Ärger, Aggression, Belehrung, Warnung.
Gut, dass es Hupen gibt. Nicht auszumalen, was diese Zeitgenossen machen würden, wenn sie den Nachbarn nicht tutend ohrfeigen könnten. Sicher würden sie aus ihrem Gefährt steigen, irgendeine Waffe zücken und das von ihnen verinnerlichte Prinzip "in dubio pro actorem" standgerichtlich umzusetzen. Es kommt nicht darauf an, ob das Gegenüber Recht hat, es reicht, dass ich mich von ihm in meiner Entfaltung gestört fühle.
Und da sind wir dann wieder beim Baby. Mit dem kann man auch nicht darüber diskutieren, ob sein Geschrei angebracht ist. Es ist unzufrieden und wird so lange weiterschreien, bis die Störung verschwunden ist oder es müde geworden ist. Bei den Autofahrern wünschte ich auch, dass das Betätigen der Signaleinrichtung mühsam wäre, Kraft kostete oder man dafür Geld einwerfen müsste. Vielleicht würde das den einen oder anderen unbeherrschten Rechthaber ein wenig zur Vernunft bringen.
(Sorry, liebe Männer. Es ist einfach euer Thema.)
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