Montag, 13. Juli 2020

War Goethe bei uns?

Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie! Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug, als wie zuvor;
Bekannt? Ein Ausschnitt aus Goethes Faust. Und doch: Aktuell wie seinerzeit, man möchte fast meinen, er wäre bei uns gewesen.

Gerade heute war wieder so ein Tag, an dem ich mich mit Berechtigungsmanagement herumgequält habe. Egal, was man alles studiert hat, man steht da wie ein armer Tor. Lauter unbekannte Abkürzungen, ungewohnte Abläufe, verwobene Strukturen. Undurchdringlicher Dschungel für Außenstehende, oder sollte ich gar „Kunden“ sagen?

Gutmeinend erhalte ich ein umfassendes Informationsangebot, Dokumente en masse, den ernstgemeinten Hinweis, dass mir das Einführungsprojekt hilft. Aber es ist mehr als das. Es ist ein zusätzlicher Baustein meiner Arbeit, eine weitere Erhöhung meiner Arbeitslast. Ohne Ausgleich, Erleichterung oder Wegfall anderer Tätigkeiten. Einfach nur mehr, noch mehr.

Was sagt Goethe dazu?
Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen, Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen; Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel, fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel – Dafür ist mir auch alle Freud entrissen…

Wie entsetzlich. Der Weg ist geebnet für die Freudlosigkeit, ein Umfeld, in dem Unternehmenskultur, Werte und Haltungen kaum Boden finden können. Oder haben Sie – um im Bild zu bleiben – schon mal versucht, auf trockenem Grund zu säen?
Es ist dringend geboten, hier gegenzusteuern.

Das wird nächstens schon besser gehen, wenn Ihr lernt alles reduzieren und gehörig klassifizieren.
Also, ist die Botschaft von Goethe, zur Handhabung dieser erdrückenden Situation ist die Reduktion ein Kernelement. Was im Gesamtwerk sich in Klassen aufteilen, verteilen, und damit in alltagstaugliche Portionen lässt. So einfach ist zwar noch keine endgültige Lösung geschaffen, die erfordert eine gesamtheitliche Betrachtung und Behandlung; aber das Verständnis, dass ein immer Mehr an Wissen oder Bildung früher oder später bei jedem an eine Grenze stößt ist elementar. Diese Erkenntnis bildet unsere Abgrenzung zu Träumen von der extrapolierten Fortsetzung einer Verdichtung oder Qualifizierung der Mitarbeiter.

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