Montag, 28. September 2020

Kleiner organisatorischer Hinweis...

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Ich lade herzlich ein, dort zu lesen (ist aus meiner Sicht auch schöner) und mir und meinen Texten auf diesem Wege auch zu folgen.

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Die tägliche Arbeitsflut oder DDOS-Attacke auf mich

Ich sitze am Schreibtisch, es ist früher Morgen und die Sonne geht langsam auf. In meinem Postfach sind ein paar E-Mails von den Nachteulen gestern und den Frühaufstehern heute. Alles recht überschaubar.
Mein Tag ist vorgeplant, Blick in den Kalender: Drei Telefonkonferenzen, Mittagessen, die verbleibenden rund drei Stunden kann ich zum Bearbeiten von Vorgängen nutzen.
Alles ist so friedlich, ich mache mich an die erste E-Mail, lese sie sorgfältig durch, schlage in verschiedenen Dokumenten nach und formuliere eine Antwort. Beim Absenden wird mein Postfach aktualisiert, im Tausch für den bearbeiteten Brief sind zwei neue eingetroffen. Während ich in Ruhe die nächsten drei  Mails bearbeite, kommen fünf weitere hinzu. Trotz Erhöhung der Arbeitsgeschwindigkeit kommen mehr Nachrichten dazu als ich wegschaffen kann.
Das erste Meeting ruft, ich lasse meine Mailbox alleine und nehme mit mehreren Kollegen am Projektaustausch Teil. Nach der Sitzung noch schnell ein Kaffee, Zusammenfassung der Ergebnisse für mich und Auflistung der erhaltenen Aufträge.

Zurück zu meiner Mailbox. Ja, war ich denn einen Tag in Urlaub? In der guten Stunde sind über zwanzig neue Nachrichten eingegangen. Ich versuche, in den Betreffzeilen eine Struktur zu erkennen, und tatsächlich sind davon acht Nachrichten eine Kette zum selben Thema (Lesen der neuesten reicht). Und bei weiteren sechs Nachrichten bin ich nur in Kopie, für die ist jetzt keine Zeit, die räume ich einfach weg. Es bleiben also nur sieben zur genaueren Betrachtung. Uff, das geht ja noch.
Mittlerweile bin ich ganz gut unter Last, aber die Bearbeitung ist schon noch möglich. Notfalls verkürze ich meine Mittagspause.

Doch jetzt steigert sich die Schlagzahl zu einem furiosen Trommelwirbel. Alle paar Minuten eine neue E-Mail. Und da ist es: Dieses Gefühl, dass ich das nicht bewältigen kann, selbst wenn ich heute mal wieder länger mache. Bei Computersystemen spricht man von DOS-Attacken (Denial of Service = durch Überzahl gezielter Anfragen provozierte Überlastung), bekannt von Hackerangriffen. In meinem Fall einer DDOS-Attacke, also Anfragen von verteilten (Distributed) Absendern. Im technischen Umfeld bricht das so attakierte System irgendwann unter der Last zusammen und stellt seinen Dienst ein. Je nach Mechanismus erholt es sich – bestenfalls automatisch - mehr oder weniger schnell und ist nach Beendigung der Flut wieder arbeitsfähig.

Während ich noch über dieses Analogon nachdenke, klingelt das Telefon; Ein Kollege weißt mich auf die Dringlichkeit seines Anliegens hin, das er mir vorhin ja schon per E-Mail geschildert hat. Und dass ich den Fall unbedingt vorrangig auf meine Liste nehmen müsse. Noch während wir telefonieren öffnet sich ein Chat-Fenster, ein weiterer Antritt, mich zu kontaktieren. Und in einer halben Stunde das nächste Meeting, das ich noch ein wenig vorbereiten muss.

Ich werde also gerade ungewollt Opfer eines Angriffs oder zumindest eines Penetrationtests. Von allen Seiten kommen in unbremsbarer Geschwindigkeit Kollegen auf mich zu, möchten etwas von mir, erwarten eine Antwort oder Reaktion meinerseits. Das Ganze zu ständig wechselnden Themen, mir schwirrt der Kopf. Was beim Server das Einfrieren von Prozessen ist bei mir die Resignation und der damit verbundene Absturz. Und die traurige Erkenntnis, dass jeder Mensch überlastet werden kann, egal, wie effizient er arbeitet, egal, wie gut jede Einzelheit funktioniert. Alles eine Frage der Quantität.

Einzige Hoffnung: Irgendwann lässt die Flut nach, dann kann ich mich wieder ein wenig regenerieren. Jetzt unbedingt Ruhe bewahren. Jeden Tag aufs Neue… gute Nacht!

Sonntag, 27. September 2020

Lieber Stefan

Ich erinnere mich immer mal wieder an die Szene, als Du vor mir saßt, ein Schreibtisch zwischen uns. Du hast mich scharf kritisiert - an der Kante zu angebrüllt - nachdem es ein Gespräch mit einer Beratungsfirma gab.
Diese Beratungsfirma sollte ein Gutachten schreiben, das bestimmte Handlungen unseres Arbeitgebers einwerten musste. Auch nach konkreter Nachfrage konnten mir die Berater zwar nicht belegen, dass sie sich mit der Sache schon mal beschäftigt, geschweige denn die von mir bereitgestellten Unterlagen studiert hatten. Allerdings waren sie in der Lage, einen genauen Betrag für die erforderliche Arbeit der Analyse und Begutachtung zu nennen.
Aus meiner Sicht hochgradig unseriös.

Du, lieber Stefan, warst mit meinen Nachfragen nicht einverstanden, da für Dich die Beauftragung - offensichtlich gleich zu welchem Preis - schon gesetzt war.
So musste ich dann nicht allein die Verschwendung auf Kosten unseres Unternehmens, sondern auch Vorwürfe ("Wenn ich als Abteilungsleiter eine Entscheidung treffe, erwarte ich keine weiteren Fragen") gefallen lassen.

Ich habe damals nicht verstanden, warum mir diese (faktische) Ungerechtigkeit widerfuhr. So war ich getroffen, aber eben auch aus meinem Unverständnis heraus beleidigt.
Gleichzeitig hast Du vermutlich nicht verstanden, welche Beweggründe mich angetrieben haben. Sah der Eine seine Machtposition ("ich entscheide") gefährdet, sah der Andere die Sache (übertriebene Kosten) missachtet. Es gelang weder der einen noch der anderen Partei, die Gegenseite zu verstehen.

Mir ging es nicht um die Macht, die ist mir von meinem Grundtyp her völlig egal, sondern um die Faktenlage. Diese in den Mittelpunkt stellend konnte man das aus meiner Perspektive freche Angebot nicht unverhandelt annehmen. Dir ging es weniger um das Angebot, vielleicht war die Auswahl ja schon getroffen, sondern um die Erhaltung Deiner Schulterklappen - insbesondere in der Öffentlichkeit im Sinne des Meetings mit der Beratungsfirma.

Hätten wir nicht besser beide an einem Strang gezogen? Du hättest Deine (unbegründete) Sorge um Deine "Machtposition" zur Seite geschoben. Ich hätte meine Verhandlung im Idealfall vorher abgesprochen und beispielsweise als good-cop-bad-cop geführt.
Nur setzt das voraus, dass man die Größe hat, sich als Führungskraft auf seinen Mitarbeiter zu verlassen. Und auf seine eigenen Führungsqualitäten vertraut. 

Freitag, 18. September 2020

Selbstmanagement – endlich mal Ordnung in meinem Leben

 Als ich mich vor Jahren in einem Kurs für Selbstmanagement wiederfand, war ich angetan von den Ideen, die der Trainer uns vermittelte. Da war von Ordnung die Rede, auch Priorisierung spielte eine Rolle und wie ich damit umgehen konnte, meinen Tag und mein Leben optimal zu planen.

Mittlerweile sind mir viele der seinerzeit angebotenen Inhalte in Fleisch und Blut übergegangen. Nur frage ich mich, ob das ganz grundsätzlich der richtige Weg für mich ist. Wenn ich ein für mich zu leistendes Arbeitspensum habe, dann ist Priorisierung eher nachgelagert. Auch das Verschieben der Erledigung in die Zukunft und das Aufsetzen von Todo-Listen wird erst dann unumgänglich, wenn ich überlastet bin.

Und viele Kollegen berichten mir, dass sie ihre Arbeitstage als schön empfinden, wenn sie ihre Arbeit voll erledigt haben (also nichts vertagen müssen) und dabei einen gewissen Gestaltungsspielraum haben. Sonst fühlen sie sich wie die Kugeln im Flipper. Gerade also das Abweichen vom durchgestylten Perfektionismus, der auf den ersten Blick die letzten Prozentpunkte unserer Leistungsfähigkeit herauskitzeln soll.

Und so liegt für mich das Optimum meines Lebens zwar in einem perfekten Selbstmanagement, aber eben nicht im Optimum der Ausbeute.

Dienstag, 15. September 2020

Wollen und Müssen

Das Gras steht hoch.
1. Ich muss Rasen mähen.
2. Ich will Rasen mähen.
3. Ich habe mich entschlossen, Rasen zu mähen.
4. Ich möchte Rasen mähen.
5. Ich darf Rasen mähen / ich habe Lust darauf, Rasen zu mähen.

Später am Tag ist der Rasenmäher nach getaner Arbeit wieder im Gartenhaus.
Faktisch ist also das Gras jetzt gekürzt, der Betrachter sieht in jedem Fall einen pelzigen Grünteppich.

Aber in mir sind – je nach oben skizzierter Einstellung - ganz unterschiedliche Dinge und Gefühle am Werke. Beim Zwang (1) habe ich keine Wahl, es ist eine mehr oder weniger lästige Pflicht. Allein die gefühlte Alternativlosigkeit macht mir schlechte Laune. Das ändert sich schon mit der Entfaltung meines Willens (2), denn die durchzuführende Arbeit ist von mir gewollt. Noch etwas freier beim Entschluss (3), in diesem Fall kommt noch eine Wahlmöglichkeit ins Spiel. Alternativ hätte ich einen wie auch immer gearteten anderen Weg gehen können.
Ab Option (4) wird es komfortabel, es ist die Bevorzugung oder Präferenz in der Planung. Und bei Nummer (5) brauche ich nichts weiter zu schreiben: Da kommt Freude auf.

Nicht weiter überraschend, nicht wahr. Und zum Beispiel als Variante des Refraimings aus der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) bekannt. Aber in der Praxis enorm hilfreich. Faktisch ist ja – siehe oben – kein Unterschied zu erkennen, aber zwischen mürrischem, eher widerwilligem Antritt und erfüllendem Spaß liegt fast nichts. Nur eine Änderung der Grundeinstellung.

Und das gilt natürlich nicht nur für das Rasenmähen. Es gilt für so ziemlich alles, was ich tagaus, tagein mache. Wobei ich ganz besonderes Augenmerk auf den Perspektivwechsel von (1) auf (2) lenken möchte.
Und es gilt auch nicht nur bei mir selber, sondern auch im Umgang mit meinen Mitmenschen, Partnern, Freunden, Arbeitskollegen. Wer sich nur gedrängt und gezwungen fühlt (!), der wird geradezu zwangsläufig Lust-los arbeiten. Wie schön ist es da, wenn man miterleben kann, dass aus der lästigen Pflicht ein Lust-auf-mehr wird.

Es ist mir klar, dass das nicht immer geht. Das wäre naiv. Ich fülle auch nicht gerade begeistert Formulare aus. Und es gibt bestimmt Tätigkeiten, bei denen mir die leuchtenden Augen so gar nicht entstehen wollen. Aber einen Versuch ist es allemal wert.