Das Gras steht hoch.
1. Ich muss Rasen mähen.
2. Ich will Rasen mähen.
3. Ich habe mich entschlossen, Rasen zu mähen.
4. Ich möchte Rasen mähen.
5. Ich darf Rasen mähen / ich habe Lust darauf, Rasen zu mähen.
Später am Tag ist der Rasenmäher nach getaner Arbeit wieder im Gartenhaus.
Faktisch ist also das Gras jetzt gekürzt, der Betrachter sieht in jedem Fall einen pelzigen Grünteppich.
Aber in mir sind – je nach oben skizzierter Einstellung - ganz unterschiedliche Dinge und Gefühle am Werke. Beim Zwang (1) habe ich keine Wahl, es ist eine mehr oder weniger lästige Pflicht. Allein die gefühlte Alternativlosigkeit macht mir schlechte Laune. Das ändert sich schon mit der Entfaltung meines Willens (2), denn die durchzuführende Arbeit ist von mir gewollt. Noch etwas freier beim Entschluss (3), in diesem Fall kommt noch eine Wahlmöglichkeit ins Spiel. Alternativ hätte ich einen wie auch immer gearteten anderen Weg gehen können.
Ab Option (4) wird es komfortabel, es ist die Bevorzugung oder Präferenz in der Planung. Und bei Nummer (5) brauche ich nichts weiter zu schreiben: Da kommt Freude auf.
Nicht weiter überraschend, nicht wahr. Und zum Beispiel als Variante des Refraimings aus der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) bekannt. Aber in der Praxis enorm hilfreich. Faktisch ist ja – siehe oben – kein Unterschied zu erkennen, aber zwischen mürrischem, eher widerwilligem Antritt und erfüllendem Spaß liegt fast nichts. Nur eine Änderung der Grundeinstellung.
Und das gilt natürlich nicht nur für das Rasenmähen. Es gilt für so ziemlich alles, was ich tagaus, tagein mache. Wobei ich ganz besonderes Augenmerk auf den Perspektivwechsel von (1) auf (2) lenken möchte.
Und es gilt auch nicht nur bei mir selber, sondern auch im Umgang mit meinen Mitmenschen, Partnern, Freunden, Arbeitskollegen. Wer sich nur gedrängt und gezwungen fühlt (!), der wird geradezu zwangsläufig Lust-los arbeiten. Wie schön ist es da, wenn man miterleben kann, dass aus der lästigen Pflicht ein Lust-auf-mehr wird.
Es ist mir klar, dass das nicht immer geht. Das wäre naiv. Ich fülle auch nicht gerade begeistert Formulare aus. Und es gibt bestimmt Tätigkeiten, bei denen mir die leuchtenden Augen so gar nicht entstehen wollen. Aber einen Versuch ist es allemal wert.
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