Ich erinnere mich immer mal wieder an die Szene, als Du vor mir saßt, ein Schreibtisch zwischen uns. Du hast mich scharf kritisiert - an der Kante zu angebrüllt - nachdem es ein Gespräch mit einer Beratungsfirma gab.
Diese Beratungsfirma sollte ein Gutachten schreiben, das bestimmte Handlungen unseres Arbeitgebers einwerten musste. Auch nach konkreter Nachfrage konnten mir die Berater zwar nicht belegen, dass sie sich mit der Sache schon mal beschäftigt, geschweige denn die von mir bereitgestellten Unterlagen studiert hatten. Allerdings waren sie in der Lage, einen genauen Betrag für die erforderliche Arbeit der Analyse und Begutachtung zu nennen.
Aus meiner Sicht hochgradig unseriös.
Du, lieber Stefan, warst mit meinen Nachfragen nicht einverstanden, da für Dich die Beauftragung - offensichtlich gleich zu welchem Preis - schon gesetzt war.
So musste ich dann nicht allein die Verschwendung auf Kosten unseres Unternehmens, sondern auch Vorwürfe ("Wenn ich als Abteilungsleiter eine Entscheidung treffe, erwarte ich keine weiteren Fragen") gefallen lassen.
Ich habe damals nicht verstanden, warum mir diese (faktische) Ungerechtigkeit widerfuhr. So war ich getroffen, aber eben auch aus meinem Unverständnis heraus beleidigt.
Gleichzeitig hast Du vermutlich nicht verstanden, welche Beweggründe mich angetrieben haben. Sah der Eine seine Machtposition ("ich entscheide") gefährdet, sah der Andere die Sache (übertriebene Kosten) missachtet. Es gelang weder der einen noch der anderen Partei, die Gegenseite zu verstehen.
Mir ging es nicht um die Macht, die ist mir von meinem Grundtyp her völlig egal, sondern um die Faktenlage. Diese in den Mittelpunkt stellend konnte man das aus meiner Perspektive freche Angebot nicht unverhandelt annehmen. Dir ging es weniger um das Angebot, vielleicht war die Auswahl ja schon getroffen, sondern um die Erhaltung Deiner Schulterklappen - insbesondere in der Öffentlichkeit im Sinne des Meetings mit der Beratungsfirma.
Hätten wir nicht besser beide an einem Strang gezogen? Du hättest Deine (unbegründete) Sorge um Deine "Machtposition" zur Seite geschoben. Ich hätte meine Verhandlung im Idealfall vorher abgesprochen und beispielsweise als good-cop-bad-cop geführt.
Nur setzt das voraus, dass man die Größe hat, sich als Führungskraft auf seinen Mitarbeiter zu verlassen. Und auf seine eigenen Führungsqualitäten vertraut.
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