Nehmen wir an, ich gehe auf einen Kollegen zu und klopfe ihm verbal auf die Schulter, weil er einen Computerfehler zügig behoben hat. Dann ist das zunächst einmal die Darstellung der Situation, schließlich arbeitet der Computer durch seine Maßnahme jetzt wieder fehlerfrei.
Aber natürlich sage ich dabei auch etwas über mich, denn ich habe nicht nur mitbekommen, dass das Gerät jetzt wieder läuft, sondern teile nebenbei mit, dass ich ein aufmerksamer Mensch bin und die gute und schnelle Arbeit meines Kollegen zu schätzen weiß.
Drittens enthält das Lob noch eine Aussage über unsere Beziehung, ich gebe zu erkennen, dass ich meinen Kollegen als Menschen und insbesondere als Teammitglied schätze. Der rein technische Aspekt der Sache geht in eine emotionale Komponente über.
Und zum Schluss bleibt noch der Appell, es auch beim nächsten Mal wieder so gut zu machen.
Soweit also die Überlegungen zur Kommunikation und ihren vier Seiten. An dieser Stelle möchte ich die Analyse noch um eine weitere Dimension ergänzen, nämlich die Motivation. Tatsächlich kann es verschiedene Gründe haben, warum ich ein positives Feedback abgebe. Im Idealfall ist das Lob selbstlos, dient also keinem von mir verfolgten Ziel. Ich lobe, weil es für mich als Reaktion auf eine positiv beendete Maßnahme dazugehört.
Zweite Möglichkeit ist ein gewisser Eigennutz, will ich doch mein Gegenüber positiv stimmen und unsere Beziehung persönlicher gestalten. Sollte sich eine ähnliche Situation in Zukunft wiederholen, kann ich nach dieser Aktion (eher) auf ihn zählen.
Doch auch im Sinne eines gesteuerten Feedbacks und damit Bestätigung der Richtung ist die ausgesprochene Wertschätzung einer Leistung nutzbar. Sie dient in diesem Fall als Führungsinstrument.
Gar nicht selten, viertens, das Lob als Ersatz für andere Anerkennung. Da eine Gehaltserhöhung nicht möglich ist, muss ich einen guten Mitarbeiter anderweitig bei der Stange halten. Ein paar warme Worte kosten nichts, schmeicheln ihm und lenken von der kostenpflichtigen Prämierung ab.
Ergänzend zu Kommunikation und Motivation sollte man auch die Betrachtung der hierarchischen Verhältnisse im Auge behalten. Ist der Feedbackgeber auf niedrigerer Ebene als der Feedbacknehmer unterwegs, dann gerät positives Feedback oft leicht in den Verdacht des Einschleimens. Und in anderer Richtung – also von oben herab – bekommt es leicht etwas Gönnerhaftes. Wenngleich Lob nicht nur ein ausgezeichnetes Führungsinstrument ist, sondern sich gleichzeitig auch positiv auf die Betriebsatmosphäre und damit letztlich auf die Performance auswirkt.
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