Dieser Tage erhielt ich als Replik auf einen Verbesserungsvorschlag, dass die Welt nicht so einfach sei. Moment, so mein erster Gedanke, habe ich meinen eigenen steten Hinweis auf allgegenwärtige Komplexität hier Lügen gestraft? Bin ich mir gar selbst ins Netz gegangen und habe die miteinander verwobenen Einflussfaktoren unterschätzt? Doch dann die rettende Erkenntnis, dass gerade bei der Handhabung komplexer Systeme nur vereinfachende Modelle und strukturiertes Herumprobieren weiterhelfen.
Nicht ohne Grund lebt die Naturwissenschaft sehr gut mit der Betrachtung von Modellen. Vereinfachte Annahmen, Reduzierung der beschreibenden Parameter und Vernachlässigung geringerer Einflussfaktoren bilden die Grundlage. Für das Herunterfallen eines Gegenstandes ist es in der Praxis irrelevant, ob wir uns auf dem Erdboden oder im 50sten Stockwerk eines Gebäudes befinden – auch wenn die Theorie (und auch die Messpraxis) aussagt, dass die Erdanziehung unterschiedlich ausfällt.
Ähnlich auch bei zu vielen Einzelteilchen. Für pneumatische Untersuchungen ist die Bewegung einzelner Gasteilchen herzlich uninteressant. Erst die Gesamtheit der Teilchen sorgt für erfahrbare Eigenschaften wie den Druck. Auch hier ist das Ursprungssystem mit seiner extrem großen Anzahl einzelner Bewegungen nicht beschreibbar, aber die Welt des Gasdruckes dann doch recht einfach in Formeln zu fassen.
Also nur Mut. Wir können uns ein Vorbild an Kindern nehmen, die uns Erwachsene bei komplizierten oder gar komplexen Systemen Erläuterungen abverlangen, die auch in ein junges Weltbild passen. Ein Weltbild, das (noch) gar nicht so kompliziert ist. Und die uns „warum?“ und – besonders wichtig bei Innovationen – „warum eigentlich nicht?“ fragen.
[Andere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Feingeistiges]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen