Die Sonne scheint, ich habe gut geschlafen und freue mich jetzt auf die Dusche. Kaum stehe ich unter dem warmen Wasser fällt mir die Flasche mit dem Duschzeug herunter, sie kommt unglücklich auf dem Boden auf und der Verschluss geht kaputt. Duschgel verteilt sich auf dem Boden. Ein wunderbarer Duft nach Orange und Minze verbreitet sich in der Duschkabine. Ich schließe die Augen, atme tief ein und genieße das Aroma. Mit meinen geschlossenen Augen rutsche ich durch eine ungeschickte Bewegung auf dem glitschigen Boden aus, heftig pralle ich auf dem Boden auf, meine Hand wird sofort taub. Mühsam rapple ich mich wieder auf, betrachte meine Hand, von außen sieht man nichts, aber sie beginnt immer stärker zu schmerzen. Ich ziehe mich so gut es geht an, es wird mir klar, dass ich zum Arzt muss.
Beim Arzt werde ich von einer ganz reizenden Assistentin in
Empfang genommen, ich kann ihr ansehen, dass sie mit meiner mittlerweile
angeschwollenen Hand mitleidet. Eine Röntgenaufnahme und ein Arztgespräch
später steht fest, dass es nur eine Verstauchung ist und die nette junge Frau
bandagiert mich liebevoll. Ich nehme
meinen Mut zusammen und frage sie, ob wir vielleicht mal einen Kaffee trinken
gehen können. Zu meinem Bedauern gibt sie mir einen Korb, ab diesem Zeitpunkt
ist sie auch nicht mehr so freundlich zu mir.
Fertig verarztet gehe ich die Treppe zur Straße hinunter,
auf halbem Absatz zum ersten Stock liegt ein Portemonnaie. Ich zögere, dann
hebe ich es doch auf und schaue hinein. Keine Ahnung, warum jemand mit so viel
Bargeld durch die Gegend läuft, und dann auch noch Scheckkarten und ein
Ausweis. Ich schaue auf die Adresse, gleich hier in der Nähe, der Tag läuft
sowieso ungeplant, dann kann ich auch gerade noch die Geldbörse zurückbringen.
Ich finde das Haus,
aber niemand öffnet. Soll ich das Portemonnaie einfach in den Briefkasten
werfen, nein, besser gebe ich es dem Eigentümer persönlich wieder.
Auf dem Heimweg komme ich am Supermarkt vorbei und gehe
hinein, gerade noch kurz einen Salat für den Mittag kaufen. Zu meinem Glück
gibt es heute meinen Lieblingskaffee im Angebot, ich packe so viele Packungen in
meinen Rucksack wie möglich und freue mich über das Schnäppchen. In Gedanken vertieft vergesse ich den Salat,
was ich aber erst merke, als ich zu Hause angekommen bin. Ein Blick in den
Kühlschrank macht mir klar, dass ich ziemlich improvisieren muss, die gesunde
Mahlzeit wird durch Kekse ersetzt.
Ich starte meinen Computer und melde mich in der Firma an.
Die neueste E-Mail ist von einem Kollegen aus der IT, der endlich meinen Antrag
auf ein neues Laptop genehmigt hat. Ein Glück, dass das hin und her nun mit
Bedarfsmeldungen und Begründungen zu Ende ist. Mein Chef ruft an, will wissen, wo ich bleibe. Wenig begeistert lässt
er sich von meinem Unfall berichten, fragt ziemlich förmlich, wie es mir jetzt
geht, Verstauchung wäre ja jetzt nicht so besonders schlimm und wann ich die
Meetings von heute Morgen nachhole. Kaum hat er aufgelegt geht schon wieder
das Telefon, diesmal meine Tochter, sie hat eine Klausur besonders gut
bestanden. Glückwunsch, freue ich mich mit ihr und lasse mir von den Inhalten
und kniffligen Fragen berichten. Nur zu
Ostern, das wird leider nicht klappen, sie hat zu viel um die Ohren und dann
steht ja noch die Fahrt nach Polen ins Haus.
Der Nachmittag geht so dahin, voller Begeisterung stelle ich
fest, dass mein Kollege schon einen Teil der Morgenpost übernommen hat, so dass
ich heute mal pünktlich Feierabend machen kann. Ich entschließe mich, den Tag
mit einem Besuch beim Italiener ausklingen zu lassen. Ausgerechnet die alte Bedienung ist heute ein bisschen tapsig und die
Karaffe Rotwein für den Nachbartisch landet gluckernd auf meiner Hose. Der
Padrone ist außer sich, wild gestikulierend und italienisch schimpfend versucht
er die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen, mein Essen geht natürlich aufs
Haus und die Reinigung sowieso.
Mit der immer noch feuchten Hose gestaltet sich der Weg nach Hause etwas unangenehm, zumal es jetzt auch noch zu regnen beginnt. Damit hatte ich nicht gerechnet, kein Regenschirm, keine Kapuze, nach einigen Minuten gebe ich auf und sehe ein, dass ich patschnass zu Hause ankommen werde. Als ich mich aus den nassen Sachen schäle stelle ich fest, dass meine Hand überhaupt nicht mehr weh tut, ich kann sie sogar im Verband schon wieder fast schmerzfrei bewegen. Ich finde, ich habe mir einen Schlummertrunk verdient, aber der Kühlschrank ist immer noch leer. Etwas enttäuscht lasse ich mich auf das Sofa fallen, Fernseher an und wer sagt es, läuft gerade ein Interview mit einem Künstler, den ich als Mensch sehr interessant finde. Deutlich vor Ende der Sitzung muss das Interview aber aus technischen Gründen beendet werden, die Verbindung nach Amerika ist zusammengebrochen.
Auch gut, denn so komme ich zeitig ins Bett und bin dann morgen ausgeschlafen und je nach Zustand meiner Hand kann ein guter oder schlechter Tag kommen. Oder beides, so wie heute.
[Weitere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Feingeistiges]
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