Montag, 20. März 2023

Guter Tag, schlechter Tag

Guter Tag, schlechter Tag
An Tagen wie diesen läuft manches gut, anderes einfach nur schlecht. Manchmal merkt man dabei gar nicht, wie es auf und ab geht.

Die Sonne scheint, ich habe gut geschlafen und freue mich jetzt auf die Dusche. Kaum stehe ich unter dem warmen Wasser fällt mir die Flasche mit dem Duschzeug herunter, sie kommt unglücklich auf dem Boden auf und der Verschluss geht kaputt. Duschgel verteilt sich auf dem Boden. Ein wunderbarer Duft nach Orange und Minze verbreitet sich in der Duschkabine. Ich schließe die Augen, atme tief ein und genieße das Aroma. Mit meinen geschlossenen Augen rutsche ich durch eine ungeschickte Bewegung auf dem glitschigen Boden aus, heftig pralle ich auf dem Boden auf, meine Hand wird sofort taub. Mühsam rapple ich mich wieder auf, betrachte meine Hand, von außen sieht man nichts, aber sie beginnt immer stärker zu schmerzen. Ich ziehe mich so gut es geht an, es wird mir klar, dass ich zum Arzt muss.

Beim Arzt werde ich von einer ganz reizenden Assistentin in Empfang genommen, ich kann ihr ansehen, dass sie mit meiner mittlerweile angeschwollenen Hand mitleidet. Eine Röntgenaufnahme und ein Arztgespräch später steht fest, dass es nur eine Verstauchung ist und die nette junge Frau bandagiert mich liebevoll. Ich nehme meinen Mut zusammen und frage sie, ob wir vielleicht mal einen Kaffee trinken gehen können. Zu meinem Bedauern gibt sie mir einen Korb, ab diesem Zeitpunkt ist sie auch nicht mehr so freundlich zu mir.

Fertig verarztet gehe ich die Treppe zur Straße hinunter, auf halbem Absatz zum ersten Stock liegt ein Portemonnaie. Ich zögere, dann hebe ich es doch auf und schaue hinein. Keine Ahnung, warum jemand mit so viel Bargeld durch die Gegend läuft, und dann auch noch Scheckkarten und ein Ausweis. Ich schaue auf die Adresse, gleich hier in der Nähe, der Tag läuft sowieso ungeplant, dann kann ich auch gerade noch die Geldbörse zurückbringen.

Ich finde das Haus, aber niemand öffnet. Soll ich das Portemonnaie einfach in den Briefkasten werfen, nein, besser gebe ich es dem Eigentümer persönlich wieder.

Auf dem Heimweg komme ich am Supermarkt vorbei und gehe hinein, gerade noch kurz einen Salat für den Mittag kaufen. Zu meinem Glück gibt es heute meinen Lieblingskaffee im Angebot, ich packe so viele Packungen in meinen Rucksack wie möglich und freue mich über das Schnäppchen. In Gedanken vertieft vergesse ich den Salat, was ich aber erst merke, als ich zu Hause angekommen bin. Ein Blick in den Kühlschrank macht mir klar, dass ich ziemlich improvisieren muss, die gesunde Mahlzeit wird durch Kekse ersetzt.

Ich starte meinen Computer und melde mich in der Firma an. Die neueste E-Mail ist von einem Kollegen aus der IT, der endlich meinen Antrag auf ein neues Laptop genehmigt hat. Ein Glück, dass das hin und her nun mit Bedarfsmeldungen und Begründungen zu Ende ist. Mein Chef ruft an, will wissen, wo ich bleibe. Wenig begeistert lässt er sich von meinem Unfall berichten, fragt ziemlich förmlich, wie es mir jetzt geht, Verstauchung wäre ja jetzt nicht so besonders schlimm und wann ich die Meetings von heute Morgen nachhole. Kaum hat er aufgelegt geht schon wieder das Telefon, diesmal meine Tochter, sie hat eine Klausur besonders gut bestanden. Glückwunsch, freue ich mich mit ihr und lasse mir von den Inhalten und kniffligen Fragen berichten. Nur zu Ostern, das wird leider nicht klappen, sie hat zu viel um die Ohren und dann steht ja noch die Fahrt nach Polen ins Haus.

Der Nachmittag geht so dahin, voller Begeisterung stelle ich fest, dass mein Kollege schon einen Teil der Morgenpost übernommen hat, so dass ich heute mal pünktlich Feierabend machen kann. Ich entschließe mich, den Tag mit einem Besuch beim Italiener ausklingen zu lassen. Ausgerechnet die alte Bedienung ist heute ein bisschen tapsig und die Karaffe Rotwein für den Nachbartisch landet gluckernd auf meiner Hose. Der Padrone ist außer sich, wild gestikulierend und italienisch schimpfend versucht er die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen, mein Essen geht natürlich aufs Haus und die Reinigung sowieso.

Mit der immer noch feuchten Hose gestaltet sich der Weg nach Hause etwas unangenehm, zumal es jetzt auch noch zu regnen beginnt. Damit hatte ich nicht gerechnet, kein Regenschirm, keine Kapuze, nach einigen Minuten gebe ich auf und sehe ein, dass ich patschnass zu Hause ankommen werde. Als ich mich aus den nassen Sachen schäle stelle ich fest, dass meine Hand überhaupt nicht mehr weh tut, ich kann sie sogar im Verband schon wieder fast schmerzfrei bewegen. Ich finde, ich habe mir einen Schlummertrunk verdient, aber der Kühlschrank ist immer noch leer. Etwas enttäuscht lasse ich mich auf das Sofa fallen, Fernseher an und wer sagt es, läuft gerade ein Interview mit einem Künstler, den ich als Mensch sehr interessant finde. Deutlich vor Ende der Sitzung muss das Interview aber aus technischen Gründen beendet werden, die Verbindung nach Amerika ist zusammengebrochen.


Auch gut, denn so komme ich zeitig ins Bett und bin dann morgen ausgeschlafen und je nach Zustand meiner Hand kann ein guter oder schlechter Tag kommen. Oder beides, so wie heute.

[Weitere Blogs: Interdisziplinäre GedankenFeingeistiges] 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen