An manchen Tagen komme ich ins Grübeln, was es mit der Sinnfrage auf sich hat. Denn bevor ich mir diese Frage überhaupt stellen kann, muss ich mich erst mal damit beschäftigen, was denn der Sinn überhaupt ist. Meine ich damit die Bedeutung einer Sache? Nein, ich denke eher an ein Ziel, das ich verfolge. Tue ich etwas, um einen Vorgang voran zu kommen, etwas zu bewegen, zu schaffen, dann hat es für mich einen Sinn. Das ist individuell unterschiedlich; Was der eine Sinn-voll findet, ist für den anderen Sinn-los.
Ebenso kann zum Beispiel eine Aussage plausibel sein, dann sprechen wir von Sinn-voll, andernfalls von un-sinnig. Wobei letzteres nicht bedeuten muss, dass es falsch ist, nur der Sinn offenbart sich nicht. Oder noch grober können wir unserem Gegenüber die Kompetenz abstreiten und seine Aussagen als blöd-sinnig abtun.
Der Sinn scheint also etwas mit dem (subjektiv zugeordneten) Ziel zu tun zu haben. Wenn ich auf dem Balkon Sommerblumen anpflanze, dann kann man zu Recht fragen, warum ich das mache. Ist es sinnvoll, zumal die Pflanzen am Ende des Jahres auf dem Kompost landen? Sieht man nur diesen Teil der Investition in ein vergehendes Gut, dann würde man es unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten als unsinnig bezeichnen. Ein Ästhet erfreut sich andererseits im Sommer an den Blüten und sieht insofern einen Sinn in der Pflanzaktion. Ähnlich ergeht es dem Gärtner, der die Kultivierung eines Grundstücks anstrebt: auch er wird die Arbeit mit Erde und Blumen als sinnvoll bewerten.
Bemerkenswert ist dabei, dass wir Menschen von innen heraus großen Wert auf den Sinn legen. Nicht nur beim Erlernen von Fähigkeiten, in der Schule, beim Ausüben eines Berufes fragen wir mehr oder weniger offen nach dem Sinn der Anstrengung. Da mag der eine sich mit einer Fremdsprache quälen, weil er dadurch ein höheres Gehalt fordern kann, ein anderer peilt einen Auslandsaufenthalt an und der dritte hat sich in eine Frau verliebt, mit der er sich sonst nicht verständigen kann. Nur ein paar Beispiele, aber jeder hat ein Ziel beim Lernen.
Genauso fragen wir nach dem Sinn unserer Tätigkeit in der Werkstatt oder im Büro. Warum mache ich das, was bringt es (mir)? Selbst wenn ich nur Teil eines größeren Betriebes bin, kann ich doch durch meine Aktivität eine gewisse Fortbewegung schaffen, etwas verändert sich durch mein Zutun. Ist das nicht der Fall, sprechen wir von stumpf-sinniger Arbeit. Und werden mit der Zeit immer unzufriedener, weil uns die Tätigkeit sinn-los erscheint.
Da sind wir am zentralen Punkt angekommen. Den Sinn wollen wir nicht nur beim Lernen, beim Sport, bei der Arbeit oder in der Partnerschaft erkennen. Wir suchen ihn auch für unser ganzes Leben. „Was ist der Sinn des Lebens?“ fragen wir uns immer wieder. Und suchen Antworten, wofür sich viele Menschen gewissen vermeintlich Wissenden anschließen, sei es in religiösen oder anderen sozialen Strukturen. Ein sehr schwieriges Feld, da die wenigsten Menschen explizit ihr Lebensziel, ihre vorgegebene Lebensaufgabe kennen. So gibt es viel Raum für eine extrinsische Zieldefinition, was die großen Meinungsführer zu nutzen wissen.
Der Sinn, habe ich einmal gelesen, entsteht überhaupt erst in uns. Bis zur Sinn-Gebung sind es mehr oder weniger nüchterne Fakten. Mit gutem Grund sprechen wir beim Fühlen, Riechen und so weiter von unseren Sinnen. Erst die Rezeptoren und die Verarbeitung der Reize führen unter Hinzunahme weiterer Informationen und komplexen Bewertungen in unserem Gehirn am Ende zu einem Impuls.
Allerdings können wir eben diese Wahrnehmung beeinflussen, einen Sinn hinzufügen oder aberkennen. In der Psychologie wird in diesem Zusammenhang der Begriff des Re-Framings verwendet, was im Grunde auf der frei-Sinnigkeit beruht. Das hat seine Grenzen, wenn wir unfrei sind, entweder in der Bewertung eingeschränkt sind oder sonstige Randbedingungen uns im Wege stehen. Freiheitsentzug führt zwangsläufig auch zu einer Verringerung der Sinnesfülle und wirkt allein schon von dieser Seite als Bestrafung.
Und auch mit dem Sinn des Lebens geht das nicht so einfach. Wer zu den Menschen gehört, die ihn erkannt haben, der gehört im wörtlichen Sinne zu den Glücklichen. Denn die Begriffe Ziel, Sinn und Glück sind eng miteinander korreliert.
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