Alle sitzen um den Tisch und sind sich einig: Es liegt an der Zertifikatsverwaltung. Diese kleinen Software-Schnipsel, die für das Wohl und Wehe der Nachrichtenweiterleitung verantwortlich sind. Die modernen Türsteher, die nach einem Zugangsschlüssel fragen. (Erinnert irgendwie an das Kinderspiel: „Freund oder Feind? Die Losung!“).
Also, der Verursacher der Störung ist identifiziert, jetzt muss nur noch die Fehlerbehebung durchgeführt werden. Alles wird organisiert und zum Schluss: „Man müsste mal eine automatische Zertifikatsverwaltung einrichten.“
Schon das voranschreitende „man“ schafft Distanz, so dass sich weder der Sprecher noch irgendein Teilnehmer der Runde persönlich angesprochen fühlt. Wer auch immer sich der Sache annehmen soll, das wird nicht festgelegt, nicht vorgeschlagen, noch nicht mal deutlich als Entscheidungsbedarf kenntlich gemacht.
Der fehlenden Zuordnung folgt dann ein Konjunktiv („müsste“), an dieser Stelle verwendet als Weichmacher mit Streichelanteil. Niemand soll sich unumwunden aufgefordert werden, konkrete Schritte zu unternehmen, nein, es wäre einfach nur schön, also wenn sonst nichts zu tun ist und „man“ gerade Lust dazu hat. Das kann man natürlich noch ein wenig steigern, in dem man zusätzlich noch ein "eigentlich" spendiert.
Schließlich wird aber auch die zeitliche Festlegung umgangen. Wenn eine Aktivität „mal“ gemacht wird, dann heißt das irgendwann. Vielleicht, wenn gerade Zeit ist, vielleicht wenn es eine günstige Gelegenheit gibt, irgendwann mal eben.
Leider begegne ich den Mamümamas nicht immer in Reinform, vielmehr sind sie oft in längeren Ausführungen versteckt, zeichnen sich aber stets durch das Fehlen der Verbindlichkeit (meist: Verantwortliche, Priorität und Zieltermin) aus.
Oder anders formuliert: Zu Aussagen in Sitzungen und Ausführungen in Protokollen müsste man eigentlich mal eine Verbindlichkeitsüberwachung aufbauen.
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