Als regelmäßiger Nutzer der Nahverkehrsangebote unserer Deutschen Bahn kann ich ein Lied davon singen. Züge, deren Abfahrtszeit mit der Angabe aus dem Fahrplan übereinstimmt sind Mangelware. Über die Jahre hat man sich daran gewöhnt, ein paar Minuten später empfindet man schon nicht mehr als ungewöhnlich. Denn das ist es ja auch nicht: ungewöhnlich.
Bei nüchterner Betrachtung der letzten Wochen komme ich auf rund 50 % Pünktlichkeit. Auf meiner Strecke fallen alle zwei bis drei Tage mehrere Züge ersatzlos aus, bei Erkältungswetter oft noch mehr. Die restlichen Züge bauen durch allerlei Unwägbarkeiten insbesondere im Berufsverkehr schnell mal eine Verspätung auf, die sie schon wieder pünktlich erscheinen lassen, rücken sie dadurch doch an die Stelle des nachfolgenden Zuges.
Noch weniger erfreulich ist das Bild, wenn man mit scharfem Blick auf die Uhr schaut. Dann sind es nur noch 30 % der Verkehrsmittel, bei denen die Abfahrt mit dem Uhrzeiger übereinstimmt. Wobei man bei der Betrachtung der Pünktlichkeit auch noch die beiden Messpunkte Abfahrt und Ankunft betrachten muss. Ist ein Zug pünktlich, der zwar zur richtigen Zeit den Bahnhof verlässt, aber den Zielbahnhof erst mit Verspätung erreicht? Oweh, dann kann ich leider nur noch 20 % Pünktlichkeitsquote bescheinigen.
Doch halt! Wie kann ich das nur so negativ darstellen. Ausfallende Züge haben per Definition keine Verspätung, sie fahren schlichtweg gar nicht und fallen deshalb aus der Statistik. Und als pünktlich wird ein Fahrzeug auch dann noch eingestuft, wenn es dem Fahrplan nur 6 Minuten hinterherhinkt. So reibe ich mir verwundert die Augen, wenn ich bei meiner Customer Experience mit einer offiziellen Pünktlichkeit von 90,3 Prozent konfrontiert werde.
Tja, wenn man die Fakten nicht verändern kann, dann muss man eben die Definition anpassen.
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