Herrliches Wetter, ich bin im Urlaub und sitze auf einem Klappstuhl unter dem Sonnenschirm. Andere Gäste genießen auch die Wärme, von Zeit zu Zeit höre ich das Plantschen im Pool und fröhliches Gekreische von spielenden Kindern.
Gerade krabbelt eine Ameise über den Tisch vor mir. Sie läuft recht gezielt von der einen zur anderen Seite, verschwindet in einer Ritze und taucht kurze Zeit später mit einem kleinen Holzspänchen auf dem Rücken wieder auf. Weiter geht es diagonal über den Tisch, an der Tischkante herunter und nach einem akrobatischen Akt das Tischbein entlang bis zum Boden.
Für ihr Ameisen-Dasein bereist sie die Welt, erkundet von ihrer Kolonie aus das Umfeld, sorgt für Nachschub an Baumaterial oder auch Nahrung. Es ist keine Wissbegierde, die sie antreibt, auch will sie keine fremden Kulturen kennenlernen. Work-Life-Balance und Erholung von ihrer zweifellos anstrengenden Arbeit ist ihr fremd.
Noch mal ein Blick zum Pool. Lauter Menschen fernab der Heimat, zum Teil sind sie vermutlich stundenlang geflogen, zig tausend Kilometer von ihrer normalen Wohnung entfernt. Sie nutzen die Gelegenheit für eine Pause vom Alltag, lassen sich auf Ungewohntes ein und sind neugierig auf andere Mentalitäten und Speisen.
Da ist sie wieder, meine Ameise oder vielleicht ist es auch eine andere Vertreterin ihrer Kolonie, jedenfalls saust sie wieder zu der Ritze und kehrt beladen zurück. Arbeiterinnen, die vielleicht drei Jahre auf unserer Welt sind und in dieser Zeit für die Gemeinschaft und die Königin ihr Tagwerk vollbringen.
Welt in Reichweite zu bringen, vom Laufstall des Säuglings über den Wohnort für das Grundschulkind und die nächstgelegene Stadt für die Jugendlichen. Dann Kontakt zum Ausland, sei es im Urlaub oder im beruflichen Kontext – und damit die Erweiterung der Erfahrungen und im Idealfall eine Ergänzung des Welt-Bildes.
Langsam geht die Sonne unter. Sowohl die kleinen Lebewesen als auch die Menschen um mich herum ziehen sich langsam vom Pool und seinem Umfeld zurück. Für heute haben sie genug von der Welt gesehen, vielleicht nur ein paar Meter um Umkreis, vielleicht ein paar tausend Kilometer von zu Hause entfernt.
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