In meiner Schulklasse gab es Peter und Klaus. Wie wir alle waren sie natürlich an Kontakten zu Mädchen interessiert, mehr oder weniger offen war es ein Dauerthema, wer welches Mädchen angesprochen hatte. Bis dahin waren die beiden also mit dem gleichen Ziel unterwegs, hatten einen halbwegs vergleichbaren Geschmack und ließen ihre Gedanken darum kreisen, wer mit wem gehen könnte.
Aber das war es dann auch mit der Gemeinsamkeit. Während Peter einfach drauflos jedes Wesen mit zwei Beinen und Busen ansprach, drehte Klaus seine Runden, wog dies und das ab, erkundigte sich nach Geschwistern, Hobbys, bisherigen Freunden und so weiter. Nach ausführlicher Betrachtung und unter Einschätzung des Risikos passte er einen geeigneten Moment ab, nahm seinen ganzen Mut zusammen und versuchte die Auserwählte für sich zu gewinnen.
Nun waren die Mädchen natürlich nicht so einfach herumzukriegen, hatten auch ihre Vorstellungen von einem Freund und ließen sich von ihren Freundinnen beraten. Und da kam der ruhige Klaus einfach nicht so gut weg. Ohne allzu sorgfältige Betrachtung traf er auf kollektive Skepsis, um nicht zu sagen Ablehnung. In Kombination mit seiner sensiblen Art nahm er sich jede Absage zu Herzen und war enttäuscht über die gemeine Abfuhr, die nach und nach auch an seinem Selbstbewusstsein nagte.
Derweil wurde Peter von Freundin zu Freundin weitergereicht, und auch wenn er kichernd als Casanova und oberflächlicher Draufgänger kolportiert wurde, war sein Zimmer selten leer. Im Gegensatz zum Sofa von Klaus. Nach seinen misslungenen Versuchen wurde er noch zurückhaltender, jeder weitere Korb für ihn eine Bestätigung seines niedrigen Marktwertes. Fast könnte man sagen wie beim Spiel Monopoly oder angelehnt an den Spruch "Geld zu Geld".
Womit ich beim Thema wäre, denn vor einigen Wochen war ich auch wieder auf Freiersfüßen. Nicht, dass ich ein Mädchen gesucht hätte und auch der Kontakt zu anderen Personen stand nicht im Mittelpunkt. Vielmehr war mein Antritt, Geld für eine Veranstaltung einzuwerben, Förderer zu finden, Sponsoren für mich zu gewinnen. Und da ging es mir wie Klaus. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, mein Projekt auch nur ansatzweise zu betrachten, erhielt ich eine Absage nach der anderen. Mal war es ein offensichtlich irgendwann mal vorbereiteter Standardtext, mal war es eine geradezu schroffe Abfuhr, in vielen Fällen noch nicht mal irgendeine Antwort. Fragte ich nach, wurde mir mit recht deutlichen Worten dargestellt, dass keine Antwort in diesem Zusammenhang auch eine Antwort im Sinne einer Absage wäre.
Ich kam mir vor wie Klaus oder ein Bettler, der gefälligst erst mal arbeiten sollte, bevor er von anderen Leuten ein Almosen erwartet. Firmen mit Millionenumsatz konnten sich nicht dazu durchringen, mein Projekt mit sozialem Schwerpunkt in dreistelliger Eurohöhe zu unterstützen. Wie leicht kann man als hübsches Mädchen den Kopf herumwerfen, den hinterherschwingenden Pferdeschwanz in Szene setzen und sich im Davonstürmen darüber mokieren, wie man auch nur auf die Idee eines Antrags kommen konnte. Und wie leicht ist es, an der Kundenschnittstelle diesen lästigen Bittsteller abzuweisen und die eigene Macht über das vermutlich vorhandene Fördergeld voll auszuleben.
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