Samstag, 21. März 2020

Lokales Denken und die Folgen


Vor einiger Zeit rückten Überlegungen zum Energiesparen in den Mittelpunkt. Neubau-Vorhaben wurden entsprechend geplant, Renovierungen des Bestandes ebenfalls angepasst. Um möglichst wenig der kostbaren Wärme zu verlieren wurde die Dämmung verbessert und etwaige Verluste wurden durch Abdichtung minimiert. Ein sehr löbliches Vorgehen. Nur: Es berücksichtigte ausschließlich die Wärmedämmung, und in der Folge kam es vermehrt zu verschlechtertem Wohnklima und danach zu Problemen mit Feuchtigkeit und Pilzen. Dies hatte man bei der Konzeption schlicht übersehen oder als eigentlich abzusehende Folge bei der Planung und Umsetzung nicht ausreichend berücksichtigt.

Eine ähnliche Situation erlebe ich häufig bei der Gestaltung von Prozessen oder Anforderungsdefinitionen für neue Anwendungen. Da werden technische Bedingungen zusammengetragen, fachliche Abläufe beschrieben und unterstützte Geschäftsfälle definiert. Doch wer spricht über die (eventuell erst mittelfristig sichtbaren) Nebeneffekte? Kannibalisieren sich Prozesse möglicherweise, hat der positive Effekt hier einen negativen Effekt dort? Noch kniffliger wird es, wenn wir neben der sachlichen Ebene auch noch menschliche Auswirkungen im Blick behalten wollen.
Selbst wenn diese Überlegungen einfließen, werden sie aus Kostengründen nicht ins Konzept überführt oder gar umgesetzt. Was die Lüftungsanlage im wärmegedämmten Haus ist vielleicht die Hotline neben dem Standardprozess.

Hier wie da: Das vermeintlich gesparte Geld gibt man später eben doch wieder aus. Für Sanierung oder Nachrüstung.

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