Samstag, 21. März 2020

Auf dem Gang zum Meeting


Bei dem Gang zu einem Meeting
Stolpere ich auf dem Laufsteg der Eitelkeiten
Über auf dem Boden verstreute Worthülsen.

Im Weitereilen verfülle ich Lücken in Projektdefinitionen,
Bestelle in EPS erfahrene Dirigenten für Anforderungs-Wunschkonzerte
Und schließe leise die Tickettür neben dem Lastenheftaufzug.

Noch vor Sitzungsbeginn trifft die von Nachwuchskräften ausgelöste Beschleunigung
Auf das Verharrungsvermögen einer stehenden Begeisterungswelle,
Die sich aus Führungskraft mal Wirkungskonstante ergibt.

Während der vertrauensheischenden Ansprache meines Kollegen
Male ich tatkräftig politisch korrekte Strichweibchen in mein Notizbuch,
Ohne dabei die Integrität seiner Worte und Taten prüfen zu können.

Vorausschauend plant der Sitzungsleiter
Einen verkaufsoffenen Sonntag für Fachanforderungen,
Was bei den Zuhörern zielgruppenadäquates Freudentaumeln auslöst.

Als Sitzungshöhepunkt tauchen wir ab in die Untiefen der Ist-Analyse,
Weil das die Festlegung der Schnittstellen für die Umsetzung
Zu einem künstlerischen Prozess werden lässt.

Orientiert am Arbeitstakt eines Frankfurter Barkeepers
Genehmigen wir uns danach noch eine Telko zum externen Provider
Der jedoch an der Zweifellosigkeit seiner Dienstleistung zweifelt.

Anschließend diskutieren wir die Haltlosigkeit der Behauptung
Mitarbeiter schauten aus reiner Selbstgefälligkeit in den Meinungsspiegel,
Solange sie dem Viertausendaugenprinzip der Aufsicht vertrauen könnten.

Nach der Sitzung versehe ich die Spiegel in den Umkleiden der Testzeit-Räume
Mit doppelseitig reflektierender Vorhabenport-Folie,
Um eine vorzeitige Wahl der Nachtarbeitskleider zu verhindern.

Als weiteren Auftrag verplombe ich noch die Pipeline für Changerequests,
Damit die gefassten Beschlüsse nicht undicht werden
Und die Road-66-Map im Navi des Unternehmens aktuell gehalten wird.

Währenddessen sorgt mein Chef für die Kraft der zwei Prozesskerne
Und fährt sonnenbebrillt der Strahlkraft der Erträge entgegen,
Um die unerträgliche Leichtigkeit des unternehmerischen Seins zu genießen.

Meine Kollegen erarbeiten derweil die Strategie für Stand-Ups
In dem Betriebsführungshandbuch für Hamsterräder,
Womit sie sich als Experten für nachtaktive Benutzerpflege ausweisen.

Abschließend verweise ich nach Genuss eines üppigen Kleinauftrages
Auf die Abrechnung meiner Dienstreise zum Schützenfest nach Hornberg
Als Beispiel für die Notwendigkeit postprozessualer Absacker.

Disclaimend sollte ich noch die operativen Risiken erwähnen,
Die durch das Lesen von und Lachen über unernste Glossen entstehen,
Deren persönlicher Zielerreichungsfaktor sich am vorgeneigten Leser orientiert.

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