Diese kleine Geschichte geht zurück auf meine Lehrzeit. Wie mir die Gesellen erzählten, hatte ein früherer Lehrling die Aufgabe, zur Übung ein paar Holzstücke mit dem Handhobel in Form zu bringen. Nun ist das gar nicht so einfach und für Anfänger eine recht mühsame Arbeit. Also nahm der Lehrling sich das Holz, startete die Kappkreissäge und wollte das Werkstück in die vorgegebene Form bringen. Es war ihm klar, dass die elektrische Kreissäge für ihn noch tabu war. Auch war die Aufgabe ja eindeutig auf manuelle Arbeit ausgerichtet
Entsprechend wartete er einen unbeobachteten Moment ab, schaute zur Tür vom Büro (wo der Meister saß) und senkte mit der rechten Hand die Säge, während die linke das Holzteil hielt. Zu seinem Unglück hatte er falsch geschätzt und teilte mit Schwung nicht nur das Holz, sondern auch einen Finger.
Das geht in einer Tischlerei rasend schnell. Jede Unaufmerksamkeit, jede Ablenkung führt sehr leicht zu einem Unfall. Eine wichtige Grundregel lautet daher, dass man immer dahin schaut, wo man arbeitet.
Im Büroalltag ist natürlich kein Finger ab. Aber die Konzentration und Aufmerksamkeit auf die Arbeit, die wir gerade erledigen, ist auch hier wichtig. Wenn wir im Wesentlichen darauf achten, nicht erwischt zu werden, dann sind wir nicht ausreichend fokussiert auf die eigentliche Aufgabe.
Und auch die vermeintlich geschickte Erledigung lästiger Arbeit durch Maschinen (z. B. RPA = Robot Process Automation) sollte nur jemand machen, der – noch mal als Tischler formuliert – einen Maschinenschein hat.
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