Ich liege im Wasser, es trägt mich, umspült mich mit seiner zugleich harten Tragkraft und sanften Umhüllung. Der Rücken wird ein wenig kalt, meine Nase ist unter der Oberfläche, ich schaue auf den Grund und entspanne mich. Die Luft in meiner Lunge reicht noch eine Weile, solange kann ich mich noch schwerelos meinen Gedanken hingeben.
Dann wird es Zeit, doch mal den Kopf aus dem Wasser zu heben und Luft zu holen. Leicht chlorige Luft steigt mir in die Nase, ich ziehe tief ein, um den Kopf wieder entspannt abzusenken. „Denken oder atmen“, fährt es mir durch den Kopf, lebenswichtig die Priorisierung dieser beiden widerstreitenden Interessen. Nichts ist um mich, was mich beim Denken stört, ganz behutsam hebe ich einen Arm über den Kopf, beginne mit langsamen, geradezu zögerlichen Bewegungen. Dann steigen die Füße ein, ich fühle das vorbeigleitende Wasser, halte noch einen Moment die Luft an, um diese Streicheleinheiten des nassen Elements zu genießen.
Im Laufe der nächsten Minuten werden die Bewegungen flotter, das Wasser spritzt um mich herum, ich fühle mich wie ein Motorboot, das durch das Wasser pflügt, fast hektisch hole ich Luft, versorge meine Lunge mit dem notwendigen Sauerstoff, ziehe kräftig durch und sehe neben mir auf den anderen Bahnen die Schwimmer bei ihrem Weg durch das Becken.
Schwimmen ist für mich Entspannung und geradezu meditative Selbstvertiefung. Aber wenn mir andere Menschen erzählen, warum sie gerne schwimmen, dann staune ich zum Teil schon. Dem einen kommt es auf die Geschwindigkeit an, den mehr oder weniger heimlichen Wettkampf gegen die anderen Schwimmer. Oder auf den sportlichen Teil, wenn man nicht erschöpft aus dem Wasser steigt, war es ein misslungenes Training. Oder das Schwimmen als Vorwand, hübsche Frauen in sexy Badekleidung zu sehen. Oder die Abkühlung im Nass, medizinisch unbedenkliche Bewegung für adipöse Zeitgenossen.
Und so werde ich inzwischen skeptisch, wenn mir jemand von seinen Aktivitäten, in diesem Fall dem Schwimmen, erzählt. Gemeinsam ist uns vielleicht nur, dass wir in einer größeren Wasseransammlung sind, aber was wir dort machen, was wir dabei denken, was uns motiviert und uns wirklich von innen heraus wichtig ist – das ist so unterschiedlich wie die Charaktere der handelnden Personen.
Na, das Schwimmen, nicht das Denken, entfällt ja vermutlich in der nächsten Zeit …
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