Geschickt angestellt, gibt es sogar Fakten, nur deren Interpretation
kann die tatsächliche Lage bis zur Absurdität verdrehen. Oder einfach mal was
andeuten, denn mir ist aufgefallen, dass die Bäckerin in letzter Zeit müde
aussieht, das muss doch einen Grund haben. Auffallend auch, dass der Postbote
dort täglich Brötchen kauft und sich aufwändig belegen lässt.
Verhältnismäßig harmlos sind die unverwüstlichen
Standardthemen. Wetter geht natürlich immer, derzeit steht auch Corona hoch im
Kurs. Je nach Umfeld kann es auch die Unternehmenskultur, die lokale Politik
oder die Verspätung der Deutschen Bahn sein. Ein wenig trivial, aber als
Einstiegspunkt immer willkommen.
Weniger harmlos wird es, wenn Stimmung gemacht wird. Mehr oder weniger gezielt vermeintliche Fakten präsentiert, lautstark mehr oder weniger holprige Logikketten präsentiert werden. Da wird dann aus einem grundsätzlich denkbaren Risiko eine konkret lebensbedrohliche Gefährdung. Und je weniger man messen kann, desto mehr kann man „fühlen“.
Trau-schau-wem, hat man früher gesagt. Und auch wenn die Formulierung ausgesprochen altmodisch daherkommt, so ist der Ansatz einer gehörigen Skepsis gegenüber den Äußerungen der Mitmenschen topaktuell. Wobei man aber berücksichtigen muss, dass diese Beeinflussung gar nicht intellektuell minderwertig oder gar vorsätzlich schädigend sein muss. Vielleicht steckt ein ehrenwerter Gedanke, ein missionarischer Eifer oder ein gutgemeinter Hinweis dahinter. Was früher nicht so ganz schlimm war, weil es kaum verbreitet wurde, da war am Dorfrand Schluss oder es blieb im Unternehmen. Heute ergeben sich mit Internet und Social Media enorme Reichweiten.
Vom trau-schau-wem möchte ich daher eher zu einem kritischen warum-erzählst-du-mir-das kommen. Wobei man natürlich andererseits nicht in jeder Unterhaltung eine Botschaft, einen Heckenschützen vermuten darf.
Andere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Feingeistiges]
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