Vor Corona gab es von Zeit zu Zeit Jahrmärkte, auf denen war richtig was los. Nicht ohne Grund auch als „Rummel“ bezeichnet, drängten sich Menschenmengen durch enge Gassen zwischen den diversen Buden. Links Schießstände, rechts Würstchenanbieter, Schausteller und Fahrgeschäfte mit wummernder Musik. Ein Cocktail aus Sinneseindrücken, Geräuschen, Gerüchen, Geschupse und Gedränge. Und nachher konnte man gar nicht mehr so ganz genau sagen, was man in diesem Trubel gesehen und erlebt hatte.
Ähnlich sieht es an manchen Tagen auch zu Feierabend in meinem Kopf aus. Da bin ich durch den Strom der Aufgaben gedrängt worden, zwischendurch mal kurz ein Blick auf andere Themen. Da gibt es gelegentlich vielleicht mal eine Erfrischung, ansonsten jagt aber eine Sitzung die andere und am Ende kann ich gar nicht rekapitulieren, welche Arbeiten ich erledigt, angefangen oder nur aufgetragen bekommen habe.
Nun ist das menschliche Gehirn ja sehr leistungsfähig und nimmt zum Beispiel auch Abwechslung dankbar auf, ist aber von Grund auf zur Weiterentwicklung routinierter Abläufe optimiert. Und genau da kommt der moderne Arbeitsalltag uns in die Quere. Ein Jahrmarkt ist nun mal eben gerade keine Routine, vielmehr ist er (in seiner jährlichen Ausprägung) als singuläres Erlebnis gedacht. Wer wollte schon täglich an Buden vorbeigeschoben und auf exotischen Geräten Zentrifugal- und Erdanziehungskräften ausgesetzt sein?
Doch im Büro beginnen meine Gedanken zu kreisen, manche fliegen sogar aus der Bahn, mir wird schwindelig wie auf einem Karussell und Wichtiges vermischt sich mit Unwichtigem zu einer klebrigen Melange. Da strömen Anforderungen aus verschiedenen Nachbarabteilungen auf mich ein, Gewinne-Gewinne-Gewinne, und von diversen Seiten werden sensationelle Entwicklungen dargestellt, die ich nicht verpassen darf.
Doch wie jeder Trubel geht auch der Arbeitstag irgendwann zu Ende. Durchschnaufen, zur Ruhe kommen und sich die Zeit nehmen, den Tag noch mal an sich vorbeiziehen zu lassen. Und dabei nicht nur die spektakulären Ereignisse würdigen, sondern auch die kleinen und schönen Szenen, in denen man einen Fortschritt erzielt oder mit einem netten Kollegen telefoniert hat.
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