Montag, 10. Oktober 2022

Ich bin so viele Ichs

Es gibt zahllose Ansätze, die Vielfältigkeit des menschlichen Charakters darzustellen. Zweifellos sind wir Individuen, also sowohl körperlich als auch seelisch unterschiedlich. Und wie wir Menschen so sind, versuchen wir dafür Bilder zu finden. Da gibt es zum Beispiel Vorschläge, dass man eine Person als gewichtete Zusammenstellung verschiedener Eigenschaften sieht. In einem anderen Modell wird die Analogie zum Theater bemüht, in unserer inneren Bühne gibt es allerlei Schauspieler und einen Regisseur. Oder eine Sammlung innerer Stimmen, die mal laut, mal leise Statements und Anweisungen von sich geben.

Ich bin so viele Ichs
Wie auch immer man diese Vielfalt vermittelt, entscheidend sind die Mischung der einzelnen Bestandteile und deren Zusammenwirken. Und für mich dann noch die Frage, ob es Komponenten gibt, die unabhängig vom individuellen Charakter in jedem Menschen mehr oder weniger vorhanden sind.
Tatsächlich gibt es diese Basis, auf unterster Ebene als Triebe bezeichnet (übrigens auch wieder ein Bild, diesmal aus der Botanik). Unser tief verwurzeltes Streben nach Überleben, Ernährung und Fortpflanzung ist unabhängig von Rasse oder Kultur. Daneben – leider weniger beachtet – unser Drang nach Produktivität. Wir wollen tatsächlich etwas hinbekommen, vorantreiben, schaffen. Das ist nur in zweiter Linie eine Frage des Fleißes, vielmehr ist es ein Zwang, dem wir unterworfen sind.

Eines meiner vielen Ichs ist also die Schaffenskraft, und die will natürlich im Hintergrund auch wahrgenommen und gemanagt werden. Geschickte Steuerung führt zu erfolgreichem Handeln und in direkter Linie zu einem Zustand, der landläufig als Glück bezeichnet wird. Handwerker kennen den Stolz auf ein selbst gefertigtes Werkstück, aber auch am Schreibtisch ist die Zufriedenheit mit einem wohlgelungenen Foliensatz ein gutes Beispiel.

Da gibt es also in jedem Menschen eingebaut eine Kraft, die ihn nach vorne zieht. Manchmal ist das gar nicht so offensichtlich zu erkennen, zu vordergründig sind andere Ichs auf der Bühne und lenken die Zuschauer (unter anderem die Mitmenschen) ab. Das darf aber nicht daran hindern, im Sinne des Selbst-Managements auch diese urwüchsige und in jedem Menschen vorhandene Kraft bewusst einzusetzen. Und zwar gemäß dem Grundsatz „Power is nothing without control

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