Gerade bei Menschen, die sich im Laufe der Jahre fast jeden Wunsch erfüllt haben erlebe ich häufig eine ausgeprägte Freude an Oldtimern. Da bekommen Mitfünfziger leuchtende Augen, Frührentner geraten ins Schwärmen und Greise geraten noch mal richtig in Fahrt. Was wohl dahinter steckt?
Ein Freund erzählte mir jüngst, dieses urtümliche Fahrerlebnis sei der Kern seiner Leidenschaft. Man fühlt noch die Straße, erfährt körperlich jede Unebenheit der Strecke, Bremsen ist Entgegenstemmen und Lenken ein Kraftakt. Keine Helferlein wie Servolenkung, Bremskraftverstärker, Stabilisatoren und Federungsadaptoren, nein, Autofahren als Erlebnis mit allen Sinnen.
Ach, möglicherweise ist es aber eher die Freude an der Pflege. Das alte Vehikel kann man hegen und streicheln, sich liebevoll um Ersatzteile bemühen, mit anderen Autovätern Kontakt aufnehmen. Der legitime Nachfolger für Kinder, auf den die Partnerin noch nicht mal wirklich eifersüchtig sein kann. Es ist ja nur ein Auto, das man liebt.
Oder ist es doch eher noch mal jung zu sein, die Suche nach dem Abenteuer, wenn man mit dem altersschwachen Käfer über die Landstraße gebrettert ist. Die schönste Zeit war doch die Kameradschaft beim Bund, die Zelturlaube mit der Clique; Und eben auch die Erlebnisse auf der Rücksitzbank im Ford Capri. Was dann immer komfortabler wurde mit gigantischen Events und Kreuzfahrten, nur so lustig war es nie wieder. Auch beim Auto nicht.
Für den, der alles hat, sagt mein Freund, und für jeden Geldbeutel. Für Bastler genauso wie für Sonntagsfahrer. Nur die tägliche Nutzung, die ist doch eher die Ausnahme. Zum einen, weil man sein Schätzchen damit überstrapaziert, zum anderen, weil es eben doch eher eine Sondersituation ist. Da ist man nach dem Wochenende dann doch froh, wieder im modernen SUV zu sitzen.
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