Vielen Dank an alle Gäste, die unsere Veranstaltung "Ein Sommergarten voller Kunst" besucht haben. Hier die Begrüßungsrede mit der Verknüpfung der einzelnen Programmpunkte.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Nachbarn, Weithergereiste, Freunde, Bekannte, Kunstliebhaber und Neugierige. Ich begrüße Sie herzlich zu unserer ersten Ausgabe von „Sommergarten voller Kunst“. Lassen Sie sich ein auf einen interessanten Nachmittag, einen Nachmittag für das Auge, einen Nachmittag für das Ohr. Denn wir haben zum einen eine Gemäldeausstellung, zum anderen eine Lesung und dazu noch etwas für den Gaumen für Sie im Angebot.
Lassen Sie mich etwas zum verbindenden Element sagen. Das sind natürlich zuallererst Sie, liebe Gäste, Sie sind mit wachem Geist gekommen und nun will dieser Geist etwas zu tun bekommen. Unser Gehirn liegt auf der Lauer, ist neugierig, was jetzt kommt.
Zunächst zur Lesung: Einen Teil der Arbeit nimmt uns der Vorleser ab, denn er verwandelt irgendwelche meist schwarzen Zeichen auf dem weißen Papier in Buchstaben, die zu Wörtern werden und sich zu ganzen Sätzen zusammenfinden. Beim Vorlesen dringen nun diese Sätze in unsere Ohren und unser Kopf filtert aus all den Geräuschen einen Sinn heraus, der in uns Gedanken auslöst, Emotionen, Sichten und am Ende schlichtweg Bilder. Diese Bilder sind ganz individuell, jeder, der schon mal ein Buch gelesen und danach die Verfilmung gesehen hat, kennt dieses Phänomen. Das selbst entworfene Bild weicht vom Bild ab, das der Regisseur auf die Leinwand gebracht hat. In meiner Phantasie war der Hauptdarsteller ein wenig dicker und seine Tochter viel kleiner. Stand das nicht auch irgendwo im Buch?
Da findet also ein komplexer Vorgang in uns statt, der nicht nur die Handlung, sondern auch den Rahmen, die Figuren, die Umgebung aus-malt.
Ein wenig anders ist es bei der Betrachtung von Gemälden. Auch hier haben wir es mit einer Abstraktion zu tun, denn das Auge und insbesondere der dahinter liegende Sehnerv leisten hier enorme Arbeit. Ein Oval mit ein paar Punkten und einem Strich wird von uns schon im Kindesalter als Gesicht, als Mondgesicht, erkannt. Ähnlichkeiten zu erkennen, zuzuordnen und als Erfahrung abzuspeichern, ist die Kernkompetenz unseres Gehirns. Wir sehen ein Bild und können darauf Details erkennen, die mehr oder weniger versteckt sind oder hineinmontiert wurden. Aber wir können noch mehr, gerade zunächst unbekannte Formen und Inhalte versucht nämlich unser Denkapparat ebenfalls mit seiner Erfahrungswelt zusammen zu bringen. Man nennt dies Assoziation und ich möchte herausarbeiten, dass diese sich an den eigenen Erfahrungen, sozusagen dem inneren Fundus orientiert. So ist es nicht verwunderlich, dass verschiedene Menschen vor ein und demselben Bild deutlich unterschiedliche Assoziationen entwickeln und anderes darin sehen. Aus dem äußeren Bild entsteht ein inneres und auch dieses ist – wie bei dem Gedanken an das verfilmte Buch – individuell. Ein richtig oder falsch gibt es hier nicht, kann es nicht geben.
Begleitend zu diesen Sprach-Bildern und Leinwand-Bildern steht noch der Alkohol. Durch Unterdrückung gewisser Botenstoffe in unserem Gehirn erweitert er zwar nicht wirklich das Bewusstsein, ist aber bei ganz geringer Dosierung dafür verantwortlich, dass wir Gedanken und Assoziationen zulassen, die sonst der Vernunft halber unterdrückt werden. Wir lassen zu, dass Wasser den Berg hoch fließt, dass es unter dem Erdboden Wolken gibt oder ein Mund größer ist als eine Hand. Plötzlich kann etwas sein, was nicht sein kann, was aber der Botschaft des Gemäldes oder des Sprachbildes entgegenkommt.
Sie alle sind eingeladen, diese Eindrücke aufzunehmen, mitzunehmen und miteinander zu diskutieren. Der Sommergarten voller Kunst will nicht nur Konsumieren anbieten, denn Lesen können sie ja selbst und Gemälde anschauen geht auch im Internet. Vielmehr ist die Interaktion, also der Austausch, das Kennenlernen von Mitmenschen, deren Sicht und deren Verständnis ein zentrales Element dieser Veranstaltung. Genießen Sie den Nachmittag, tauschen Sie sich aus und berücksichtigen Sie bei jedem Gespräch, dass eine andere Meinung zunächst einfach nur anders und bedenkenswert ist.
[Weitere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Feingeistiges]
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