Noch mal so zur Wiederholung. Auf der einen Seite haben wir ein Produkt, auf der anderen Seite einen Abnehmer. Und dazwischen den Markt. Ziemlich simpel, wie ich finde. Es ist naheliegend, dass der Austausch ein dynamischer Prozess ist, der durch die Vermittlung des „Marktes“ abläuft. Solange nur auf der einen Seite produziert oder nur auf der anderen Seite angefordert wird passiert gar nichts. Erst wenn es eine Plattform gibt, die die beiden Parteien miteinander in Kontakt bringt, kann ein Geben-und-Nehmen stattfinden.
Ganz klassisch denkt man da an einen Wochenmarkt mit Ständen, Händler hinter den Auslagen, und Kunden, die sich zwischen den Buden drängen. Wer Salat kaufen möchte wählt einen Gemüsestand aus (wenn es mehrere gibt) und lässt sich dort von der Verkäuferin einen Salatkopf geben. Dass das nicht immer ganz nach Wunsch funktioniert weiß jeder, der schon mal auf dem Markt eingekauft habe. Die Person hinter dem Tresen versucht nämlich, erst mal den nicht ganz so frischen Salat loszuwerden, bevor sie den gerade geernteten Nachschub hervorholt. Daneben spielt auch die Wahl des richtigen Marktes eine Rolle. Je nach Wochentag und Ort wird der Markt von anderen Lieferanten besucht, mein Lieblings-Gemüsestand ist vielleicht nur am Donnerstag in der Stadt aufgebaut.
Auch die Partnersuche verläuft nicht anders. Wer zu Hause bleibt, der taucht nicht auf dem Markt auf und muss sich nicht wundern, dass er keine Kontakte knüpft. Auch wird man im Club andere Menschen kennenlernen als im Museum, im Fitnessclub andere als beim Schachspielen. Anders als auf dem Wochenmarkt ist das aber ein zweiseitiger Markt. Beide Seiten (in den meisten Fällen Männer und Frauen) haben ein Produkt (nämlich sich) im Angebot.
Als Tauschmittel auf dem Wochenmarkt ist Geld universell, Sympathie und Liebe bei der Partnerwahl sind individuell. Es geht also darum, nicht nur den Markt auszuwählen, in dem man sich selbst seinen Wunsch erfüllen kann, sondern dabei zu berücksichtigen, dass man auf eben diesem Markt auch selbst eine gute Figur macht. Das klingt recht trivial, wird aber häufig nicht beachtet.
Und noch ein anderer Aspekt ist eine Betrachtung wert. Es gibt richtige Marktplätze, zum Beispiel Dating-Plattformen. Alle Teilnehmer sind sich einig, dass sie suchen oder zumindest grundsätzlich kontaktwillig sind. Zweitens gibt es Bühnen, die zwar sehr gerne als Kennenlernangebot genutzt werden, aber offiziell einem anderen Zweck dienen. Tanzschulen, Schwimmbäder, Clubs oder Sportvereine haben auf den ersten Blick eine andere Funktion als Kontaktvermittlung, haben aber einen hohen „Flirtfaktor“. Und als dritte Rubrik noch alle anderen Gelegenheiten, Personen zu treffen. Das kann die Arbeitsstelle genau so sein wie der Linienbus, der Supermarkt oder die Tankstelle.
Nach dieser recht ausführlichen Betrachtung des Marktes noch ein kürzerer Blick auf die beiden Anbieterseiten. Für mich selbst habe ich es in der Hand, mich als Produkt interessant zu gestalten. Will ich im Fitnessstudio herausstechen müssen die Arme schon ein bisschen nach Popeye aussehen, im Club sind eher cooles Auftreten und der richtige Dress wichtige Zutaten. Das hat etwas mit meinen Produkteigenschaften und natürlich auch mit Werbung zu tun und muss im Sinne der Strategie, Planung und des Budgets auch entsprechend behandelt werden.
Zurück zum Wochenmarkt die ernüchternde Erkenntnis, dass manche Käufer den breitblättrigen Salatkopf bevorzugen, anderen möchten eher den kompakten Wuchs - den für alle perfekten Salatkopf gibt es nicht. Und am Ende wird auch nicht jeder Salatkopf verkauft – manch einer landet im Kompost.
[Weitere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Feingeistiges]
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