Sicher, nicht alles im Leben läuft optimal. Es liegt durchaus im Rahmen der Normalität, dass manche Vorgänge gut verlaufen, andere schlecht. Aber was heißt eigentlich gut oder schlecht? Es beginnt schon damit, dass wir für uns selbst eine Art Erwartungswert definieren. Sind wir es gewohnt, dass wir jeden Tag bei der Fahrt zum Arbeitsplatz eine grüne Welle erleben und keine nennenswerten Behinderungen auftreten, dann finden wir das nach einiger Zeit normal. Ist es aber eigentlich gar nicht, vielmehr haben wir eine Zeit lang schlichtweg Glück gehabt oder sagen wir mal vorsichtiger ist eine Zeit lang alles bestmöglich gelaufen. Aber bestmöglich ist eben im langzeitlichen Mittel nicht normal. Tage mit Lieferfahrzeugen, erhöhtem Verkehrsaufkommen oder Stau wegen einer Baustelle empfinden wir dann schon als schlimm.
Dann gibt es Situationen, die zwar unerwünscht verlaufen, aber eigentlich logisch absehbar sind. Fahre ich zu spät los, dann sind die guten Parkplätze nahe des Kinos schon belegt. Ich bin nicht nur zeitlich knapp dran, ich muss auch noch einen weiteren Fußweg in Kauf nehmen und komme noch später. Auch das ist kein Fall von Murphys Gesetz, sondern simple Logik.
Des Weiteren gibt es viele Alltagssituationen, in denen Pannen durchaus erwartbar passieren. Man kann ausrechnen, dass es wahrscheinlicher ist, dass ein herunterfallendes Brot auf die Marmeladenseite fällt. Das ist keine Bösartigkeit der Natur, sondern reine Physik.
Der Nachbar stellt die Mülltonnen in den Weg? Naja, das kann verschiedene Ursachen haben, vielleicht kann er mich einfach nicht leiden, ist unaufmerksam oder hat diesen Platz innerlich für die Mülltonnen reserviert. Dass ich sie erst zur Seite räumen muss und mich besonders darüber ärgere, wenn ich es eilig habe… das ist bedauerlich, aber da steckt keine höhere Gewalt dahinter.
Murphys Gesetz ist ein Sinnbild für menschliches Versagen bzw. Fehlerquellen in komplexen Systemen. Doch allzu oft wird es für Situationen bemüht, in denen wir es eigentlich in der Hand haben, günstigere Randbedingungen zu schaffen (z. B. früh genug losfahren), nicht den Optimalfall mit dem Normalfall verwechseln und nicht jede Unannehmlichkeit als Panne zu interpretieren.
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