Ein Freund von mir steht total auf Autos. Sein Lebensziel ist der Kauf einer schicken Karosse, sein Bewertungsmaßstab für einen Mitmenschen ist die Wertigkeit des Fahrzeuges, das dieser fährt. Fiat ist ein No-go, BMW und Audi gehen so gerade, aber wenn es wirklich was Ordentliches sein soll, dann muss schon ein Stern zu sehen sein. Wer etwas auf sich hält, so seine Einstellung, der achtet darauf, was für ein Auto er kauft. Wenn man dafür auf eine Fernreise verzichtet, dann ist das eine gute Entscheidung, sitzt man doch jeden Tag im Automobil, während der Tapetenwechsel nur wenige Wochen andauert. Seine Priorität liegt da ganz klar bei der mobilen vor der immobilen Investition. Alles andere zur Seite, ein Mercedes muss her, andere Einkäufe müssen warten.
Ausgesprochen eindringlich habe ich dieser Tage demonstriert bekommen, dass ich meine Zeit zu einem merklichen Anteil auch für die körperliche Ertüchtigung einsetzen sollte. Mit Argumenten, der Inaussichtstellung des körperlichen Verfalls, Übungen zur Erfahrung und Selbsteinschätzung ging es darum, die Priorisierung dieses Themas erheblich zu steigern. Aufmerksam und schuldbewusst über die bisherige eigene Ignoranz lauschten wir den aufrüttelnden Worten. Kein Zweifel, ein Umdenken und Umplanen des Lebens sind unabdingbar. Alles andere zur Seite, Gesundheit muss her, der Rest dieser untergeordnet.
Das eine (Auto) wie das andere (Gesundheit) ist wichtig und eine genaue Betrachtung wert. Der Unterschied liegt darin, dass man über die Reihenfolge von pekuniären Aktivitäten unterschiedlicher Meinung sein kann, während der Basischarakter einer guten Gesundheit außer Frage steht. Woraus sich ergibt, dass die Gestaltungsmöglichkeit bei Basisthemen merklich eingeschränkt ist. Aber es gibt sie, die individuelle Anpassung an meine Lebenssituation. Die Priorisierung ist so eine Art Vorfahrtsregel oder eben Reihenfolge der Berücksichtigung. Der hieraus resultierende Aufwand, sowie die Integration in mein Leben obliegen aber mir.
Und da ist es: Das Kreuz mit der Priorisierung. Jeder meint, seinen eigenen Wertekanon vermitteln zu müssen. Was ich dir sage, das ist wichtig, wichtiger, am wichtigsten. Tod-und-Teufel, wenn du das anders siehst oder renitent eine eigene Reihenfolge in dein Leben bringst. Dabei ist auch hier die Balance entscheidend. Eine Reihenfolge kann man beispielsweise im Sinne von Themenblöcken festlegen, Großraum Körper vor Großraum Geist. Bei konkurrierenden Aspekten hat man dann schon mal eine Entscheidungshilfe.
Angelehnt an die Zwei-Faktoren-Theorie von Frederick Herzberg (Hygienefaktoren und Motivatoren) kann man die Lebensplanung in Basis- und Komfortfaktoren teilen. Wobei die Geschichte mit der Automarke sicher im Komfortbereich landet. Randbedingungen gibt es in beiden Fällen, ererbte Krankheiten als Beispiel oder finanzielle Möglichkeiten als Kriterium.
Am Ende bleibt – und das ist die gute Botschaft – nach Befriedigung der Basisfaktoren immer noch genug Gestaltungsmöglichkeit, um sich ganz individuell zufrieden durch das Leben bewegen zu können. Und ob man nun ein Faible für Autos hat oder erhöhtes Engagement in sein Schuhwerk steckt, das ist viel weniger von außen vorgegeben als man manchmal meint.
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