Dienstag, 25. Juni 2024

Genug ist genug!

Ich habe mal gehört, dass Rolls Royce früher keine Angaben über die Stärke der Automotoren machte, sondern nur lapidar mitteilte, die Maschinen seien „stark genug“. Ob diese Legende nun stimmt oder nicht: Im Grunde eine schöne Aussage. Es kommt ja wirklich nicht auf die Pferdestärken an, denn was beim einen Auto eine sportliche Fahrweise ermöglicht, ist bei einer anderen Karosse gerade mal gut für lahme Fortbewegung.

Was ist denn jetzt „genug“? Was benötigt wird, ein kleiner Puffer vielleicht noch, dann ist es für die gängigen Situationen ausreichend. Mehr ist überflüssig, weitere Steigerung ist Verschwendung. Man kann einen gewissen sportlichen Ehrgeiz in höhere Werte legen, aber eigentlich ist das für den Alltag unsinnig.

Ähnlich kann man sich auch allerlei anderen Herausforderungen des Lebens stellen. Den Körper fit zu halten ist zweifellos sinnvoll, hier könnte man im Sinne von „genug“ ein ausgewogenes Herz-Kreislauf-Training verstehen. Der Umfang der Beschäftigung mit fremden Sprachen und Kulturen andererseits wird sich im Idealfall an den Bedarfen der Lebenssituation orientieren. Und genauso wenig kann man generell das richtige Maß für die Ausbildung von handwerklichen Fähigkeiten vorgeben. Im Übrigen gilt das auch für ganz viele Konsumartikel oder die Urlaubsplanung.

Die Herausforderung besteht für viele Menschen darin, ihr individuelles Optimum zu finden. Die Meinungen von Mitmenschen, Freunde, Familie und Partner sind da oft eher irreführend. Um auf das Auto zurückzukommen darf man sich nicht verleiten lassen, den kraftstrotzenden, aber tonnenschweren SUV mit einem viel schwächeren, aber dynamischen Sportflitzer zu vergleichen. Und so auch bei Körper, Geist und Seele nicht den Vergleich mit anderen suchen, sondern die aktuelle eigene Leistung mit der Notwendigkeit aus der persönlichen Situation ins Verhältnis zu setzen.

Montag, 17. Juni 2024

Das Auto kann sprechen

Manchem mag der sprechende Hund von Loriot noch in Erinnerung sein. Da wird humoristisch ausgemalt, dass ein Besitzer behauptet, einen Hund zu haben, der sprechen kann. Und der im Grunde nur einen einzigen Laut von sich gibt, "so etwas ähnliches wie ein 'o'". So ist das auch mit Autos, wie ich immer wieder feststelle. Da fahren meine Partner im Straßenverkehr durch die Gegend und wenn ihnen etwas nicht gefällt oder sie etwas besser zu wissen meinen, dann muss das Auto sprechen. Es beherrscht dabei nur so etwas Ähnliches wie ein "Tuut".
Auto kann sprechen
Das bedeutet ja in den allermeisten Fällen, dass ein anderer Fahrzeugführer seinen Gefühlen freien Lauf lassen möchte. Nun ist das daraus resultierende Geräusch etwa so gut zu interpretieren wie das Schreien eines Babys und manchmal ist ein besserwisserischer Lenker auch gar nicht so weit von einem ungehaltenen Säugling entfernt.

Es gibt da ganz verschiedene Lösungsansätze. Man könnte dem Auto das Sprechen beibringen, also nicht nur eine Hupe, sondern ein ganzes Arsenal von Signalen mitgeben. Oder Schilder, die je nach Gefühls- und Hormonlage des Menschen am Lenkrad hochklappen. Vielleicht kann man Nachrichten auch über WLAN oder Bluetooth ins Nachbarauto übertragen. Oder sich schlicht beherrschen und die eigene Meinung für sich behalten. Denn die Hupe ist laut Straßenverkehrsordnung kein Feedback-System, sondern eine Signaleinrichtung.

Montag, 10. Juni 2024

Ich möchte nicht mir dir tauschen

Es gibt ja Aufgaben, bei denen man nur verlieren kann. Oder bei denen zumindest die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass es schief geht. Ein Paradebeispiel sind die Werbeansätze der Deutschen Bahn. Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber wirklich jeder Spruch lässt sich anders verstehen, ist aus der Sicht einer bestimmten Kundengruppe kritisch, um nicht zu sagen ärgerlich.

Ich habe schon „Wir halten Sie auf dem Laufenden“ angeprangert (Unfreiwillige Bahnsteigwechsel im Laufschritt), auch „Hier ist Zeit zum Surfen“ (Auf verspätete Züge wartend). Aber auch der Spruch, der beim Chase-Lauf als Werbebotschaft auf einem T-Shirt von Bahnangestellten zu lesen war, ist nicht wirklich glücklich gewählt.

„DB: Bringt uns weiter als nur hin.“ Gut gemeint und freundlich gedacht. Aber ein Schlag ins Gesicht für alle Kunden, die wegen Zugausfällen oder Umleitungen eine weitere Strecke als geplant absolvieren müssen, die unfreiwillig bislang unbekannte Stellen von Deutschland kennenlernen. Ich will nicht weitergebracht werden, einfach nur pünktlich und zuverlässig ans Ziel kommen.

Für mich ist und bleibt unklar, ob die Werbetexter nur glücklos agieren, es an der notwendigen Sorgfalt fehlen lassen oder schlicht ignorant sind. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken, einen Text entwerfen zu müssen, zu dem im Zweifelsfall immer eine Fraktion der Kunden beleidigt reagiert. In diesem geladenen Umfeld muss man überdurchschnittlich behutsam agieren. Oder wie ich eingangs geschrieben habe: Die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns ist besonders hoch.

Montag, 3. Juni 2024

Sind wir nicht alle ein bisschen agil?

Zugegeben, in der heuten Arbeitswelt muss alles agil sein. Das beinhaltet geistige Wendigkeit genauso wie projekthafte Flexibilität und Improvisationsvermögen. Mit diesen Mitteln und der dazu passend geforderten Geisteshaltung lässt sich mehr Effizienz erzielen, sind die Ergebnisse überzeugender und die Kunden zufriedener.

Ist das denn neu, frage ich mich und schaue aus dem Fenster. Heute ist es trocken, da könnte ich in den Garten gehen und den Rasen mähen. Diese Planung wird aber zunichte gemacht, weil entgegen der Vorhersage nun doch Wolken aufziehen und ich umplanen muss. Auch das Mittagessen verläuft anders als vorgesehen, weil mir das Mehl ausgegangen ist – das muss ich beim Einkaufen vergessen haben.

Jeder Tag in meine Leben ist anders als der vorgehende, mal dauert irgendetwas länger als geplant, mal ist Improvisation gefragt, dann wieder kommt irgendwas dazwischen. Mit meiner menschlich-agilen Haltung manövriere ich durchs Leben.

Sind wir nicht alle agil
Nun gibt es sicher auch viele Menschen, bei denen die Tage eher eintönig sind, die einzige Abwechslung in gelegentlichen Verspätungen der S-Bahn bestehen. Ist dann auch der Arbeitsablauf auf der Arbeit über lange Zeit unverändert kann das zu Langeweile, ja sogar zu Bore-Out führen. In den meisten Fällen lässt sich aber durch ein wenig Kreativität wieder Abwechslung hineinbringen.

Das gilt neben der Arbeit für viele andere Felder unseres Lebens. Wir balancieren ab unserer Geburt bis zum Tod zwischen einem sicheren Rahmen und der abwechslungsreichen Ausgestaltung. Selbst zunächst aufregende Hobbies, Tätigkeiten oder Erlebnisse werden nach mehr oder weniger zahlreichen Wiederholungen eintönig. Da muss Agilität her im Sinne der Beschäftigung mit dem Gestaltungsspielraum. Hierzu gehört auch das Experimentieren mit verschiedenen Veränderungen, das Ausprobieren von anderen Herangehensweisen.

So kommt nicht nur Salz in die Suppe, sondern auch Lebendigkeit in unser Leben. Eine wichtige Zutat ist übrigens Mut. Furchtlos und im Bewusstsein, dass jede Veränderung zu einem schlechteren Ergebnis führen kann, in deutlich mehr Fällen jedoch im Gegenteil einen Fortschritt darstellt. Oft bewundern wir Abenteurer oder Forscher, übersehen dabei aber, dass in jedem von uns ein Rest kindlicher Neugierde und pubertärer Weltgestaltungswille steckt. Das muss nur wieder Raum finden.