Im Jahr 1878 musste in den USA eine Bahnschwelle ausgetauscht werden, weil bei der Vorbereitung ein Loch zu wenig gebohrt worden war. War das in (a) Michigan, (b) North Dakota oder (c) Kalifornien? Eine schwierige Frage, und man kann die Spätwirkung auf den aktuellen Regierungswechsel kaum erahnen. Ein Fall, bei dem Schwarmintelligenz gefordert ist. Mit Sicherheit hat irgendwo auf der Welt jemand einen Großvater, der sich daran erinnert einen Freund gekannt zu haben, der von dessen Urahnen genau diese Geschichte erzählt hat.
Die Story ist im ersten Schritt bekannt, aber die Frage nach dem Ort ist noch ungeklärt. Wo haben die damals ihre Siedlung gehabt? Haben sie nebenbei auch von Zitrusfrüchten berichtet? Es könnte Kalifornien gewesen sein. Oder doch eher von fortwährenden Unruhen? Dann käme eher North Dakota in Frage. Spielten Seen eine Rolle in den historischen Erzählungen? Das würde auf Michigan hindeuten.
Kein Zweifel, die simple Eingangsfrage kann eine Einzelperson normalerweise nicht beantworten. Sie ist nur durch Schwarmintelligenz zu lösen. Doch will man das überhaupt? Wen interessiert die Antwort, war sie jemals von Relevanz, ist sie es heute oder wird sie es absehbar irgendwann mal sein?
Sicher, für die Teilnahme an Quizshows im Fernsehen mag es von Belang sein, sich auch mit dem Bohren von Bahnschwellen in den USA des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts auszukennen. Und da geht es je nach Sendung um ziemlich viel Geld.
Aber in anderen Wechselfällen des Lebens ist dieses Wissen nicht erheblich. Es kann also da bleiben, wo es ist: Im tiefen Tümpel der historischen Ereignisse, der zum einen in seinen morastigen Untiefen Überraschungen versteckt hält. Der aber zum anderen alles zu Schlamm zersetzt, was vom aktuellen Informationssystem nicht zeitnah verwertet wird.
So mutiert die Vorstellung von Schwarmklug über Schwarmdumm zu Schlammdumm.
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