Noch im jugendlichen Schwung konnte ich mir gar nicht vorstellen, mal älter zu werden. Die Welt war schön, keine drückende Verantwortung für was auch immer, ich war ungebunden und neugierig. Und vor allen Dingen war alles easy, einschließlich Bewegung und Sport. Da lag das Motto „18 til i die“ (inspiriert von Brian Adams) nahe.
Es dauerte ein paar Jahre, bis ich die Kehrseite dieser Medaille kennenlernte oder sagen wir besser: sie richtig wahrnahm. Denn in den Augen meiner Mitmenschen war ich ein Küken, ernst genommen zu werden war bei manchen Gelegenheiten einfach nicht drin.
In mir entbrannte ein Widerstreit. Jung bleiben oder gediegen wirken? Letztlich bekam ich dann aber doch beide so widersprüchlichen Seiten unter einen Hut. Mit einer gewissen altersbeförderten Seriosität in einem Körper, der auch gerne mal auf einem Bein auf den Bürgerstein hüpft.
Aber selbst wenn das nach außen nicht immer so klappte, und sei es, weil meine Sprungkraft ein wenig nachließ, lag der Schwerpunkt immer darin, gedanklich jung und so wenig voreingenommen wie möglich zu bleiben. Der altersbedingten Starrheit beherzt mit Spritzigkeit entgegentreten.
Dieses jugendliche Staunen über ferne Länder, fremde Kulturen, unbekannte Mentalität und überhaupt neue Erkenntnisse kann ohne weiteres Teil des Lebens bleiben. Das Gegenteil ist ein kenn-ich-schon, abgebrüht, nichts berührt mehr. Der „Kick“ muss immer heftiger werden, damit ich ihn überhaupt noch wahrnehme.
Wie aufregend ich ein Erlebnis finde, ist einerseits eine Frage der Intensität, aber auch der inneren Sensibilität. Die zehnte Reise in ein grundsätzlich fremdes Land, zum Beispiel Japan, ist auch nach vielen Wiederholungen immer noch ein scharfer Kontrast zum täglichen Leben in Deutschland. Die Empfindung der Abweichungen wird aber immer geringer, man stumpft ab. Doch jede der Reisen ist individuell, und seien es auch nur Kleinigkeiten, die sie von den vorhergehenden Aufenthalten unterscheiden.
Die Kunstfertigkeit scheint darin zu bestehen, sich auch mit 80 noch zu einem Gänseblümchen herunterzubeugen und ihm zuzuflüstern: „Wie schön du bist, was für ein Wunder der Natur.“ Und diese jugendlich-frische Art bis zum Tod zu erhalten.
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