Dienstag, 7. April 2020

Na, das geht doch


Ich glaub’s ja nicht. Da schreibt doch wirklich ein Bereichsleiter, dass er jetzt zum Spieleabend mit der Familie kommt. Bravo! Jemand, der ausspricht, was viele nur hinter vorgehaltener Hand murmeln oder nicht zugeben. Dass sie durch die gegenwärtige Situation „entschleunigt“ werden. Dass sie Zeit für den Hund haben. Mal wieder ein Buch lesen. Alte Bekannte anrufen.

Ehrlich: Mir hat die Phantasie gefehlt, dass ich mal wieder ohne Schubsen und Rammen durch den Aldi komme. Und trotzdem kaufen die Leute ein. Wo sind denn auf einmal die Menschenmengen, die vor den Kassen Schlange standen?

Die Straßen sind auf einmal leer. Jahrzehntelang haben wir gebetsmühlenartig behauptet, wir bräuchten mehr Verkehrswege, der Individualverkehr sei das Rückgrat der modernen Gesellschaft. Pustekuchen.

Ein besonderes Phänomen sind auch die leeren Wartezimmer niedergelassener Ärzte – auf einmal scheinen die Menschen gesunder zu sein. Wie schön, dass wir vielleicht anstelle des häufig kolportierten Angebotsproblems ein Nachfrageproblem haben.

„Ich sterbe an Langeweile“ – Nein, keine Bange, der Zustand geht vorbei und so schnell stirbt kein Mensch. Jetzt ist Zeit für Initiative, Phantasie und Spaß jenseits der extrinsischen Unterhaltung.

In jeder Krise steckt eine Chance – Ganz recht, liebe Therapeuten und Unternehmensberater. Was euch mit langen Sitzungen für viel Geld nicht gelingt, schafft ein klitzekleines Virus (ganz kostenlos).

Stimmt’s? Die Natur ist der beste, leider auch der erbarmungsloseste Lehrer. Man kann nicht mit ihr diskutieren, aber die Menschheit ist so alt, weil sie so anpassungsfähig ist.

In diesem Sinne: Es geht (eben) doch!

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