Mittwoch, 3. Februar 2021

Konsequenz

Bei einem Freund von mir ist alles konsequent. Wenn er zum Supermarkt fährt, ist es für ihn konsequent, wenn er auf dem Weg noch an der Tankstelle Halt macht. Und um sich fit zu halten ist es konsequent, wenn er joggt und sich gesund ernährt. Ein wenig inflationär gebraucht er diesen Begriff ja schon, und so bin ich der Sache nachgegangen. Das Wort setzt sich aus den beiden Bestandteilen „Con“ und „Sequencia“ zusammen. Sequenz ist eine Folge, Abfolge, ein Verlauf. Bei Con ist die Bedeutung recht vielseitig, einerseits das Zusammenspiel, das Hinzukommende, das untrennbar Drumherum.
Im wörtlichen Sinne wird man also eine Konsequenz als unabdingbar mit einer anderen Sache verknüpfte Folge bezeichnen. Betrachtet man es als Mit-Wirkung, könnte es im negativen Fall auch ein Kollateralschaden sein. Oder eine unerwartet positive Nebenwirkung.

Jede Handlung mit irgendeiner sichtbaren Auswirkung führt zu positiver oder negativer Reaktion. Manche dieser Reaktionen sind erwartbar und ihre Verknüpfung zur ursprünglichen Handlung leicht zuzuordnen. Sie sind sozusagen die direkte Folge.
Aber es können auch verdeckte Reaktionen sein, die man selbst nicht mit der Aktion in Verbindung bringt. Hinter dem Rücken wird gelästert.
Oder das Umfeld reagiert, eigentlich könnte man auch den Auslöser identifizieren, aber die Distanz ist zu groß. Zwischen Aktion und Reaktion liegt zu viel Zeit, oder eine andere als die ursprünglich adressierte Person gibt das Feedback.
 
In jedem Fall darf man also von Kon-Sequenz sprechen, die man zu einem gewissen Grad absehen und dann natürlich auch steuern oder berücksichtigen kann. Das ist ein bisschen wie Schachspiel mit den beteiligten Personen. Wenn ich meinen Turm von a1 nach a6 schiebe, wie verläuft das Spiel (abgesehen von dieser neuen Turm-Position) dann weiter? Nur dass anders als beim Schach auch Figuren eine Rolle spielen, die man nicht auf dem Spielbrett sieht.

Konsequenzen sind also nichts anderes als Kollateralfolgen, weit mehr als man zwingend erwarten muss und in vielen Fällen unerwartet und nicht direkt zuzuordnen. Mein Freund ist also nicht im engen Wortsinn konsequent, wenn er auf dem Weg zum Supermarkt noch schnell tankt. Eher nutzt er geschickt die Gelegenheit oder verknüpft bestimmte Vorgänge im Sinne logischer Einheit miteinander (Joggen und Ernährung).
Augen auf also, lieber Freund, und auch mal darüber nachgedacht, warum irgendein Bekannter dir nichts ausleihen möchte, obwohl du ihm direkt doch nie etwas getan hast. Aber vielleicht hat er etwas über dich gehört und hält es deshalb für konsequent.

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