Eine Kollegin, nein, sogar ein ganzes Team hatte sich zu einem mehr oder weniger relevanten Thema Gedanken gemacht. Sicher sehr engagiert und so gut sie konnten. Aber die Qualität eines Ergebnistypes ist nicht nur an den guten Willen gebunden, sondern auch an Vollständigkeit und Praxisrelevanz. Da haperte es ein wenig, in der Schule hätten sie vom Lehrer eine mittelgute Note und den Hinweis auf das Fehlen weiterer Aspekte ins Heft geschrieben bekommen.
So ist das nun mal, es gibt eben Menschen mit mehr und Menschen mit weniger Intelligenz. Aber viele Personen vergessen nach Beendigung ihrer Ausbildung – in der sie hier und da mal halbwegs ungeschöntes Feedback bekommen haben – die Grenzen ihrer Klugheit. Innere Bescheidenheit oder gar Selbstzweifel liegen ihnen fern. Dabei kommt ihnen ein Mechanismus zu Gute, den ich als Schutz vor sich selbst bezeichnen möchte. Je weniger intelligent ein Mensch ist, desto weniger liegt es ihm, seine eigenen Grenzen zu erkennen. Mit einer gewissen Halbbildung, dem positiven Feedback aufgrund ganz anderer Faktoren (wie Aussehen, Auftreten oder irgendeinem Erfolg bei anderen Themen) und genügend Selbstbegeisterung werden sie blind für die eigenen Schwächen.
So auch bei der eingangs erwähnten Kollegin. Selbst meine Bemerkung über einen zentral wichtigen, hier aber nicht betrachteten Aspekt konnte sie nicht irritieren. Auf ihrem Standpunkt der Fehlerfreiheit beharrend teilte sie mir mit, meine Überlegungen bewusst nicht berücksichtigt zu haben. Ein Irrtum, wie sich ein paar Monate später herausstellte und meinen Gedanken Recht gab. Was allerdings zu diesem Zeitpunkt dann verjährt war.
Die uns mitgegebene Intelligenz ist deutlich unterschiedlich, während unserer Schullaufbahn versuchen die Lehrer immer wieder, sie zu quantifizieren, in eine Zahl („Note“) zu pressen. Das mag mehr oder weniger gelingen, jedenfalls ist der Zeugnisdurchschnitt eine Indikation der geistigen Fitness. Für die gut Beurteilten ebnen sich damit weitere Entwicklungsmöglichkeiten, die weniger Guten müssen ihre Fähigkeiten bestmöglich verkaufen. Im Alltag fragt ja niemand nach dem Abschlusszeugnis, da kann dann jede Arbeitskraft mit eher mäßigem Intellekt im Sinne demokratischer Gleichberechtigung in einem Spezialistenteam mitreden.
Und auch hier kommt ein Prinzip zum Tragen, dass diese Mechanismen weiter verstärkt. Durch bloße Statistik (man denke an Binomialverteilung) gibt es weniger überdurchschnittlich intelligente Zeitgenossen als normale oder gar geistig zurückgebliebene Personen. Betrachtet man also ein Team und führt sich diesen Umstand vor Augen, dann kann der optimale Weg nicht in der Berücksichtigung der Mehrheit oder guter Argumentation von Sprechern liegen, sondern ist – sicher politisch ziemlich schwierig – am vermuteten Denkpotential zu messen.
Einstein hat angeblich mal gesagt „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Harte Worte, aber aus Sicht eines außergewöhnlichen Denkers die verbitterte Zusammenfassung meines Textes.
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[Siehe auch: Künstliche Intelligenz, Emotionale Intelligenz]
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