Der erste Arbeitstag im neuen Jahr nimmt mich in gewohnter Weise in Empfang. Nach meinem Weihnachtsurlaub erwarten mich etwas über 1000 ungelesene Nachrichten, Terminanfragen und Rückrufbitten. Es ist der Moment, in dem ich am liebsten meinen Computer wieder ausschalten und mich ins Bett legen möchte. Das ist also 2022, oh mein Gott.
Eine Szene aus einem Spanienurlaub fällt mir ein. Ich hatte eine Weile in der Sonne gelegen und wollte nun zur Abkühlung zu einer kleinen Taucherplattform weiter draußen schwimmen. Also watete ich ins Wasser, ließ mich fallen und schwamm los. Nach einer ganzen Weile war die Plattform noch nicht deutlich näher gekommen, das Ufer aber schon merklich entfernt. Ich machte weiter meine Schwimmzüge, aber allmählich wurde mir klar, dass ich mit der verbleibenden Kraft weder das eine noch das andere erreichen konnte. Panik stieg auf, die Wellen kamen mir entgegen und schienen jetzt noch höher als vorher. Weit und breit kein Bademeister, kein Beckenrand. Das schlimme war weniger die Erschöpfung als die Angst, die zu Kurzatmigkeit und zum Blockieren von konstruktiven Gedanken führte.
Eine Weile ging das so, dann kam mir das Glück zu Hilfe in Form eines kleinen Bootes, in dem gutgelaunte Urlauber saßen, denen meine dramatische Situation überhaupt nicht klar war und die mich lachend ins Trockene zogen. Ich verriet ihnen nicht, dass ich mich vor ein paar Minuten schon dem Tode geweiht gefühlt hatte, erholte mich von meinem Schock und winkte ihnen freundlich zu, nachdem sie mich an Land abgesetzt hatten.
Hier ist nicht Spanien und ich habe beim Anblick von überquellenden Postkörben auch keine Todesängste. Aber dieses Gefühl der Panik, wenn man plötzlich nur noch flach atmet, alles zu viel, die Situation geradezu ausweglos erscheint: Da gibt es schon Parallelen. Und dann heißt es Ruhe zu bewahren, ein geeignetes Konzept zu überlegen.
Ich muss ja nicht jede Nachricht lesen, was gut ist kommt wieder. Zuerst eine Stunde Terminanfragen durchschauen, je nach Inhalt auch mal ablehnen. Und alle unwichtigen oder von vornherein veralteten Mails löschen. Pause machen, Nachrichten nach Absender sortieren und priorisieren. Was ich lese sortiere ich weg, bearbeite kleine Anfragen sofort und verschiebe aufwändigere Dinge in ein Temporärverzeichnis. Nach einer weitere Stunde eine Pause, lüften von Zimmer und Geist, es ist eine ganz schön knackige Mischung, die mein Gehirn da zu verarbeiten hat.
Nun ein anderes Sortierkriterium wie Eingangsdatum anwenden, die neuesten Nachrichten durchschauen, oft sind ja auch in einer Nachricht ganze Mailketten zusammengestellt, so dass ich die älteren zu diesem Thema gar nicht mehr lesen muss. Ach ja, Pause jetzt, „Schwangerschaftsgymnastik“ mit Atemübung. Die letzte Stunde vor Feierabend ausklingen lassen, die bearbeiteten Vorgänge noch mal rekapitulieren und die Fortsetzung für morgen planen.
Am Ende des ersten Tages ist zwar immer noch ein enormer Berg E-Mails ungelesen oder unbearbeitet, aber die Erfahrung lehrt, dass auch dieser Berg irgendwann abgetragen ist. Aller Grund nach den ersten Erfolgen also, sich mit etwas Schönem zu belohnen und so den Start ins neue Arbeitsjahr doch angenehm zu gestalten.
[Andere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Feingeistiges]
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