Mal kurz zur Auffrischung.
Sigfried ist der Held in der Nibelungensage, der einen Drachen tötet und durch
das Bad in dessen Blut unverwundbar wird. Unverwundbar? Nun, nicht ganz, ein
kleiner Bereich am Rücken verbleibt durch eine Unachtsamkeit beim Blutbad
unbenetzt und ist damit nicht geschützt.
(1) Jeder Mensch hat eine gewisse seelische Hülle, mehr oder weniger robust gegen Angriffe von außen. Aber es gibt stets mindestens einen Punkt, der erheblich empfindlicher ist. Bei Verhandlungen kann das eine gute Möglichkeit sein, die Gegenseite in einer bestimmten Richtung zu beeinflussen. In stärkerer Ausprägung könnte man sogar sagen, dass es der Hebel für Erpressungen ist.
(2) Andererseits habe aber auch ich mindestens eine
verwundbare Stelle. Einige kenne ich natürlich, weil sie mir von Mitmenschen in
irgendeiner Form vor Augen geführt werden. Sind meine dicken Beine vielleicht
die Quelle abwertender Kommentare, ist meine handwerkliche Ungeschicklichkeit
immer wieder Anlass für Hänselei. Hier heißt es damit umzugehen, die Angriffe
zu parieren und der Gegenseite möglichst nicht den einen Punkt am Rücken
zuzuwenden, in den er hineinstoßen kann.
(3) Dann gibt es die eigenen Schwachstellen, die nur ich
selbst kenne. Und dabei sollte es auch bleiben. Hätte Sigfried doch den Mund
gehalten und niemand von seinem verwundbaren Punkt erzählt. Manche Träume und
Phantasien sollte man als Gedanken für sich behalten, man muss nicht jedes
Geheimnis irgendeinem Menschen preisgeben.
(4) Positiv gedacht ist die sensible Stelle aber auch eine Möglichkeit der Motivation. Leider sind viele Führungskräfte ziemlich einfallslos, wenn es um die Begeisterung der Mitarbeiter geht. Ein größerer Schreibtisch (Karriere), Gehaltserhöhung oder ein Dienstwagen sind die gängigen Instrumente, um Wertschätzung der Arbeit auszudrücken. Wie viel wirksamer und dauerhafter, aber leider auch anstrengender ist es da, den individuellen Triggerpunkt seines Mitmenschen zu finden.
[Andere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Feingeistiges]
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