Montag, 17. Juli 2023

Da bin ich ja mal neugierig

Da bin ich ja mal neugierig
Es ist schön, Kindern beim Entdecken der Welt zuzuschauen. Ihr Ansatz ist das unvoreingenommene Kennenlernen, das geistige und körperliche Erobern der Welt. Welche Eigenschaften hat ein bestimmtes Objekt, will der kindliche Geist wissen, ist es warm oder kalt, schwer oder leicht, kann man diesen Gegenstand essen?

Genau so stellt sich das Kind immer die Frage, ob es das auch kann, wie es mit den bislang erlernten Dingen zusammenpasst und wie seine Eltern, Geschwister und Freunde das machen.

Bis dahin ist alles leicht, der Gewinn an Wissen ist von innen motiviert und geht ohne Widerstand. Das liegt insbesondere daran, dass unser Gehirn lernen will. Da muss nicht von außen motiviert werden, da müssen keine Anreiz geschaffen, Belohnungen oder Bestrafungen ins Feld geführt werden. Nein, der Kopf bedient sich einfach so aller Möglichkeiten, um Erkenntnisse zu sammeln oder Geschicklichkeit auszubauen.

Leider kommt jetzt ein wesentlicher Hemmschuh ins Spiel. Manches, was wir lernen möchten, dürfen wir nicht lernen, werden vorsichtshalber vor der Erfahrung gebremst oder scheitern an Verboten. Schnell begreift unser Gehirn, dass es nicht einfach drauflos lernen darf. Die Steuerung durch unser Umfeld nimmt im Laufe der Lebensjahre sukzessive zu und unser Gehirn ist zunehmend frustriert, weil es nicht das lernen darf, wozu es Lust hat. Diese Unzufriedenheit teilt uns der Denkapparat allerdings nicht so deutlich mit. Schließlich ist er ein Meister der Verschleierung und gaukelt uns vor, dass uns auch die auferlegten Lerninhalte zufrieden stellen.

Wie hungrig wir nach den richtigen Themen sind, merken wir manchmal bei anderen Mitmenschen, die wir für ihren Herzblut-Arbeitseinsatz bewundern. Oder noch schöner, wenn wir im Alltag eine Aufgabe finden, in der wir richtig aufgehen. Sei es im Beruf oder in der Freizeit. Dann flutscht das Lernen, Zeit und Aufwand spielen keine Rolle und wir strahlen trotzdem, weil unser Gehirn das machen darf, was es möchte.

Ein vielversprechender Weg wieder ein bisschen in diese Richtung zu kommen und sein Leben durch die Zufriedenheit des Gehirns zu bereichern ist die Wiederentdeckung der kindlichen Neugierde. Dabei sind meist nicht nur die Denkprozesse reglementiert, auch die Sinne haben wir älterwerdend deutlich vernachlässigt. Wie schmeckt eigentlich dies und das, wie fühlt es sich an, wie riecht es?

Und noch eine Sache können wir unserem Nachwuchs nachmachen, nämlich das unermüdliche Ausprobieren. Ist die Meinung, die ich mir vor ein paar Jahren gebildet habe eigentlich noch zutreffend? Soll ich nicht doch mal wieder ins Theater gehen, auch wenn ich das irgendwann mal als langweilig eingestuft habe? Oder kann ich inzwischen irgendeine Aufgabe erledigen, die mir vor einiger Zeit noch zu schwierig erschien?

Da bin ich ja mal neugierig.

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