Mittwoch, 14. April 2021

Führungskräfe

In einem Spielfilm wurde eine Szene gezeigt, in der der Hauptdarsteller noch mal kurzen Kontakt zu seinen alten dubiosen Kreisen hat. Seine alte Gang nimmt ihn zu einer Party mit, dort kommt es zum Streit und er legt sich mit dem Anführer an. An der Stelle hätte ich erwartet, dass er niedergeschossen wird (was aber wohl nicht zum Drehbuch passte).

Erstens kann es sich der Anführer nicht leisten, dass er von einem anderen (wenn auch ehemaligen) Bandenmitglied besiegt wird. Er muss seine Führungsposition verteidigen, notfalls durch Mord, weil er sonst selbst abserviert wird. Und zweitens ist er Anführer geworden, weil er rigoros jeden kaltstellt oder unterjocht, der sich ihm in den Weg stellt. Es ist sein Erfolgsrezept und es gibt keinen Grund, dieses jetzt in Frage zu stellen.

Folglich ist es grundsätzlich hochgefährlich, mit ihm zu kämpfen, es sei denn, man hat sich das gut überlegt und rechnet sich gute Chancen ein, dieses Kräftemessen gegen ihn (und eventuell seine Mannschaft) zu überleben. Hier geht es zu wie im Tierreich, es gibt nur Leben oder Tod.

Doch was man da in diversen Spielfilm immer mal wieder in den verschiedensten mehr oder weniger brutalen Ausprägungen und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt bekommt, das gibt es auch im gemäßigten Leben. Werfen wir einen Blick auf Führungsetagen.

Wer in den erlesenen Kreis dieser Lenker aufgenommen werden möchte, der muss schon den richtigen Stallgeruch haben. (Das belegen unzählige einschlägige Studien.) Und zusätzlich muss der Anwärter gut kalkulieren, an welcher Stelle der Hackordnung er sich einsortieren kann und will. Machtmenschen verteidigen (siehe Punkt 1 oben) ihre Position mit großer Vehemenz. Außerdem streben sie an die Spitze, das haben sie Zeit ihres Lebens getan und verfolgen – siehe Punkt 2 oben – auch hier wieder ihr persönliches Erfolgsrezept.

Gekämpft wird natürlich nicht mit Pistolen und gefoltert wird auch nicht, aber auf dem Weg kann schon mal ein wenig Intrigieren oder diskretes Verleumden weiterhelfen. Auch werden hier meist keine Gesetze gebrochen, aber das Überschreiten moralischer Grenzen ist gelegentlich Mittel zum Zweck.

Und so kann es vorkommen, dass eine Person mit von innen angelegten Führungsqualitäten, aber ohne diesen unbedingten Machtanspruch scheitert. Das ist dann für das Unternehmen und für die gesamte Mannschaft sehr bedauerlich. Denn Führung ist eben durchaus mehr als nur der Wille, anderen seine Meinung oder Richtung zu diktieren, sprich Macht auszuüben.

Andere Blogs: Interdisziplinäre GedankenFeingeistiges]

1 Kommentar:

  1. Der Markus lässt dich ganz herzlich grüßen. Er hat sich in deinem Aufsatz voll umfänglich wiedererkannt und ist maßlos stolz auf sich.
    Und du möchtest doch bitte so nett sein, deine mindestens drei Kreuzzeichen im September auf dem Zettelchen in der Rubrik „Kanzlerwahlverein“ alias „Machtmaschine“ zu setzen. Er dankt dir schon jetzt ganz herzlich dafür.

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