Montag, 22. November 2021

Was heißt hier tot?

Der Tod ist nur auf den ersten Blick endgültig. Denn was heißt schon tot? Oberflächlich kann man einen Menschen, dessen Herz nicht mehr schlägt als tot bezeichnen: sein menschliches Leben endet. Aber natürlich geht es in der Hülle weiter. Die Zellen verrichten zwar nicht mehr ihre bisherige Arbeit, aber sie verharren nicht in diesem Zustand. Vielmehr zerfallen sie in Bestandteile oder bilden im Rahmen der Verwesung andere Aggregate. Das können andere lebende Organismen sein oder auch Materie ohne Stoffwechsel. Aus einem Menschen entstehen also viele neue Ausgangsstoffe, aus denen wieder neue Dinge und Lebewesen werden können.

Auch die unbelebte Natur stirbt nicht einfach weg. Die Zeitskala mag beim Zerfall von Gebirgen weit über die menschliche Vorstellungskraft hinausgehen, aber auch Steine verschwinden nicht einfach, sondern geben sukzessive einen Teil ihres Materials an die Umwelt ab. Dort kann ein Zerfall stattfinden oder es können durch chemische Prozesse wieder neue Stoffe entstehen.

Noch ein Blick auf den Zerfall. Ja, meist werden die Moleküle kleiner, manchmal geht es sogar bis zu den Elementen zurück. Aber wir wissen natürlich auch, dass selbst Atome keine toten Objekte sind, kreisen doch Elektronen um den Atomkern. Und das immer weiter, bis es wieder zu Bindungen und damit zum Entstehen von Molekülen kommt. 

Diese wissenschaftliche und nüchterne Sichtweise deckt sich auch mit der esoterischen Perspektive, selbst wenn Glaubensgemeinschaften ein Leben nach dem Tod in Aussicht stellen, haben sie so besehen durchaus Recht. Und zum Beispiel ist dies der katholischen Kirche durchaus bewusst, wenn sie am Aschermittwoch den Zerfall zu Staub und damit den Übergang zu einem anderen Stoff in den Mittelpunkt stellt.

Nur ist es selbstverständlich ein Irrglaube, dass wir nach unserem Tod wieder zu dem zurückkommen können, was wir als menschliches Leben bezeichnen. Physikalisch betrachtet ist das nicht möglich, weil es einen Hauptsatz der Thermodynamik verletzen würde. Der Aufbau komplexer Strukturen (Synthese größerer Moleküle oder gar Körper) erfordert den Einsatz von Energie. Man kann in diesem Zusammenhang den Stoffwechsel als filigranes Gegenhalten verstehen, wie bei Organismen die nach den Grundsätzen der Thermodynamik zu erwartende Zunahme der Entropie aufgehalten und durch sehr gezielten Energieeintrag sogar in ein Auf- und Umbauen gewandelt wird.

Damit erklärt sich auch, warum der Erhalt der Körperlichkeit und des Lebens nur auf der Basis der komplexen physiologischen und biochemischen Prozesse und unter Nutzung aller im Laufe der Evolution entstandenen Organe möglich ist. Kommt hier etwas aus dem Gleichgewicht oder stellt gar die Funktion ein, so kann die Entropie nicht mehr in Schach gehalten werden, es kommt zum Verfall und damit zum Ende des „Lebens“.

Kleiner Trost: Für die Moleküle und Atome geht es weiter.

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