Montag, 15. November 2021

Die Fragen aller Fragen: Warum?

Vor mir sitzt eine Person, die ich kennenlernen soll, beurteilen soll, der ich mal so richtig auf den Zahn fühlen soll. Das geht ganz einfach, und zwar in allen Wissensgebieten, unabhängig davon, ob ich mich auskenne oder nicht.

Als Einstieg erst mal die Bitte, das Fachgebiet grob zu umreißen, ein paar Worte zum Überblick. Und dann steige ich ein und frage an irgendeiner geeigneten Stellen nur: „Warum?“. Dadurch kommen wir eine Ebene tiefer, Details werden genannt, Begründungen gegeben. Ohne wirklich zuzuhören warte ich wieder einen passenden Moment ab und hake nach: „Warum?“ Nun wird es schon sehr kompliziert, Spezialwissen kommt zur Sprache, vielleicht fällt der eine oder andere spezifische Fachbegriff. Dass ich jetzt nur noch Auszüge verstehe ist nebensächlich, denn viel wichtiger ist das Timing, um weiter zu bohren: „Warum?“.

Wie oft man dieses Vertiefen wiederholen muss, ist abhängig vom Thema und vom Gesprächspartner, aber früher oder später steht jeder so befragte inhaltlich mit dem Rücken an der Wand. Er erfährt schmerzlich, dass wir in der menschlichen Wissenschaft ein (plausibles) Gedankengebäude errichtet haben, in sich logisch verknüpft, aber das Fundament sind allerlei Annahmen, Hypothesen, Modelle. Die man qua constructionem nicht begründen kann und die deshalb den vorgeblich interessierten Gesprächspartner unzufrieden machen.

Und so ist der populäre Song der Sesamstraße „Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum?“ eigentlich die Basis für eine ganz schön fiese Art, als Kind die scheinbare Wissensmacht der Erwachsenen bloßzustellen.

2 Kommentare: