Montag, 28. Februar 2022

Duschen in den Arbeitstag

Ich mag es ja gar nicht, wenn das Duschwasser kalt ist. Also am Ende des Zähneputzens mit einer Hand die Duschtür öffnen, mit langem Arm den Regler auf warm stellen und dann: Wasser marsch! Es dauert einen Moment, aber dann kommt aus der Hand- und der Kopfbrause angenehm temperiertes Wasser. Ich schlüpfe aus dem Pyjama, öffne wieder die Duschtür, doch was ist das? Aus einer der hundert kleinen Düsen meiner Kopfbrause spritzt mir ein Strahl gerade ins linke Auge. Ein wenig genervt steige ich trotzdem in die Duschkabine, greife nach oben und suche in der Matrix der zehn mal zehn Düsen den Übeltäter. Irgendwo in der Mitte identifiziere ich ihn, drücke mit dem Daumen den Gumminippel und schon schießt der Strahl wieder gerade zu Boden. Uff.

Doch bei nochmaligem Hinsehen erkenne ich einen weiteren fehlgeleiteten Wasserfaden, auch dort ein Druck gegen die Düse, dann noch einen und ich bewege meinen Kopf hin und her, bis ich meine, alle erwischt zu haben. Der Tag kann kommen. Nein, er könnte kommen, denn beim Abspülen ist da noch so ein frecher Strahl, und langsam wird mir klar, dass ich entweder alle hundert Auslässe kontrollieren muss, oder alternativ im Kauf nehme, dass noch einer verstopft ist. Sei es, weil er aus meiner Perspektive nicht sichtbar war, sei es, weil er sich hinter einem anderen Strahl versteckt hat. 

Ach, denke ich, das ist ja eine gute Einstimmung auf meinen Arbeitstag. Da gibt es auch immer irgendeinen Drückeberger, der sich hinter anderen versteckt, oder dessen Nicht-Arbeit ich von meinem Platz aus schlicht nicht sehen kann. Das zu verhindern wäre wie bei der Kopfbrause nur möglich, wenn ich mir ausnahmslos jeden vorknüpfe, aber wer will oder kann das schon?

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