Montag, 22. August 2022

Ein Hoch auf Corona

Mal ganz ehrlich: Wir können doch wirklich froh sein, dass es Corona gibt. Oder gab. (Wer weiß das schon?) In den Geschichtsbüchern der Zukunft wird die Pandemie als herausragendes und weltweites Ereignis notiert sein, auf Augenhöhe mit der industriellen Revolution. Natürlich, die Opferzahlen werden dann aufgeführt sein, die politischen Diskussionen vielleicht auch erwähnt, aber im Mittelpunkt die revolutionären Veränderungen, die durch dieses Virus hervorgerufen wurden. Branchen, die vorher schon kränkelten sind untergegangen. Alles, was online zu machen ist, hat einen beispiellosen Aufschwung erlebt. Preise für alltägliche Dienstleistungen sind explodiert, die bis dato gebeutelte Logistikbranche war plötzlich der strahlende Gewinner. Endlich konnten die realen Preise am Markt durchgesetzt werden, eine großzügige Marge ließ den Schmerz der vergangenen Jahre und Jahrzehnte vergessen.

Aber nicht nur Märkte änderten sich. Auch die Erbringung von Arbeitsleistung und deren Einbettung in das Leben erhielten eine neue Facette. Homeoffice wurde gesellschaftsfähig, mobile Arbeit an vielen Stellen integraler Bestandteil der Arbeitsverhältnisse. Was sich sowohl auf die Ausstattung, die Wohnungen als auch auf das Controlling der Mitarbeiter und deren Leistung auswirkte. Zumindest in den Industriestaaten war nichts mehr wie es vorher war.

Bemerkenswert aber nicht nur die Sprunghaftigkeit der Änderungen, sondern auch die Beschleunigung von Trends und Tendenzen, die vorher eigentlich schon absehbar waren. Geschäfte, die ihre Präsenz im Internet nur zögerlich entwickelt hatten, mussten nun die für die nächsten Jahre geplante Umstellung in wenigen Monaten vorantreiben. Die Veränderung von Lieferketten und die immer wieder ausfallenden Zulieferungen erzwangen die Neubewertung von just-in-time und Risikomanagement im Bereich Lagerhaltung.

Überhaupt bekamen wir einen neuen Blick auf das Thema Globalisierung. Was bislang als große Chance eingestuft wurde, war nun auf einmal eine Bedrohung. Die Renaissance der Selbstversorgung war ebenso Pandemie-getrieben wie die Wertschätzung bis dahin als selbstverständlich wahrgenommener Güter und Dienstleistungen.

Es gibt – so möchte man verallgemeinernd festhalten – auch bei der an und für sich eher negativen Epidemie eine recht ausgeprägte (gute) Seite der Medaille.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen