Montag, 5. September 2022

Schwupps wird aus Holschuld Bringschuld

Ganz harmlos liegt da eine nette E-Mail in meinem Postfach. Privatpost lese ich immer gerne, da erfahre ich von guten Freunden wie es ihnen geht, was sie gerade machen oder planen. Oder sie fragen nach Rat, geben mir Tipps, verraten kleine Geheimnisse.

So auch in diesem Fall ein nettes Lebenszeichen, freundliche Worte über zig Zeilen hinweg. Fast lasse ich mich einlullen, doch dann am Ende des Briefes der Pferdefuß: „Halt mich bitte auf dem Laufenden“. Was zunächst unscheinbar klingt ist ein Auftrag, mehr noch, hier wird aus einer Holschuld („Ich rufe dich nächste Woche mal an und frage, wie es weitergegangen ist“) eine Bringschuld. Die man in diesem Fall noch nicht mal abweisen kann, kommt sie doch in der Verkleidung des wohlmeinenden Interesses daher.

Doch wie auch immer man es verpackt, plötzlich habe ich eine Aufgabe mehr, muss vielleicht sogar explizit einen Merker setzen, um mir den Vorwurf des Vergessens zu ersparen. Und so kommt zum Meistern der eigentlichen Situation noch ein weiteres Todo dazu.

Im beruflichen Umfeld sind wir es ja gewohnt, die Vorgesetzten wollen über Entwicklungen informiert gehalten werden, gelegentlich ist es Teil der Führung, je nach Gegebenheit auch in Form von formalen Statusmeldungen oder Reports. Eigentlich sollte man im Privatleben ohne solche Instrumente miteinander umgehen, aber heimlich wird einem hier wie da eine Aufgabe untergeschoben.

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