Kaum auf der Welt können wir schon sehen und die Welt um uns mit den Augen wahrnehmen. Allerdings hapert es am Anfang noch ein wenig mit dem Schärfebereich und es dauert rund acht Monate, bis Säuglinge ähnlich schauen können wie ein Erwachsener.
Apropos Erwachsener: Der Bereich, in dem wir scharf sehen, also von Leseentfernung bis Fernsicht, nimmt im Laufe des Alters ab. Meistens leidet insbesondere die gute Sicht bei geringer Entfernung und muss durch eine Lesebrille ausgeglichen werden.
Aber nicht nur das eigentliche Sehen ist altersabhängig. Überhaupt nehmen wir unser Umfeld im Laufe des fortschreitenden Lebens unterschiedlich deutlich wahr. Was in der Nähe ist, gute Freunde, Partner und Familie, Arbeitskollegen, Wohnung und Umgebung, das ist irgendwann einfach nur noch da, wir achten kaum noch darauf, man könnte fast sagen, die Wahrnehmung in der Nähe wird zunehmend unscharf.
Die Sehn-sucht allerdings bleibt. Dann meint man nur in einer tolleren Wohnung glücklich werden zu können, erkundet Landschaften in fremden Ländern, belustigt sich mit allerlei Drogen oder geht Affären ein. Wobei man menschlich bedingt die Qualitäten des Nahfeldes gar nicht zu schätzen weiß. Wer kennt schon die spannenden Winkel oder Sehenswürdigkeiten der umliegenden Städte, genießt die kulturelle Vielfalt der Nachbarn oder betrachtet seinen Partner als begehrenswertes Objekt für einen One-Night-Stand?
Augen auf also, der Blick schweift oft in die Ferne, obwohl es auch in der Nähe sehr betrachtenswerte Dinge gibt. Gemäß dem Sprichwort „wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ lohnt es sich, den Fernseher mal durch den Nahseher zu ersetzen.
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