Ein besonderes Erlebnis ist die Erfahrung als Autofahrer, wenn man in erheblich unterschiedlichen Autos am Steuer sitzt. Solange ich in einer Limousine, besser noch in einem SUV sitze, dann werde ich von meinen Partnern im Straßenverkehr ernst genommen. Wechsele ich in ein deutlich kleineres Fahrzeug, dann schmilzt der Respekt dahin.
Der Zusammenhang zwischen Autogröße und dem Verhalten meines autofahrenden Umfelds ist mir am Anfang gar nicht so aufgefallen. Ich dachte zunächst, ich hätte situationsbedingt oder beeinflusst durch meine Laune einen unterschiedlichen Fahrstil, der zu den unterschiedlichen Reaktionen führte. Der Groschen fiel, als ich an einem Tag dieselbe Strecke innerhalb kurzer Zeit mit unterschiedlichen Autos fahren musste. Wurde ich im einen Fall auch mal höflich vorgelassen, konnte ich im anderen Fall sicher sein, dass auch meine offensichtliche Vorfahrt in Frage gestellt oder ich geschnitten wurde.
Ganz klassisch erinnere ich mich an die Ermahnung meiner Eltern. Wollte ich erfolgreich agieren, mich bewerben vielleicht, dann wurde ich in einen Anzug genötigt. „Wie Du kommst gegangen, so wirst du empfangen.“ Egal, ob jetzt Auto oder Anzug: In beiden Fällen schauen wir uns nicht von außen beim Autofahren zu oder schauen ständig an uns hinunter. Warum sollten wir das auch tun, wir sind ja die Menschen, die wir sonst auch sind. Ein anderes Auto bedingt (meist) keinen anderen Fahrstil, eine andere Kleidung ändert nicht den Charakter.
Wir schauen also im Grund immer von drinnen nach draußen. Bei der Kleidung kann man vielleicht noch einen Spiegel bemühen, aber beim Autofahren filmen wir uns nicht vom Straßenrand aus. Im psychologischen Sinne kennen wir die Frage nach Selbstbild und Fremdbild, fragen Freunde oder Berater nach Feedback.
Aber schon im normalen Alltag reagieren unsere Mitmenschen, seien es die anderen Autofahrer oder mein Gegenüber beim Bewerbungsgespräch. Und im Sinne der Aussage „man kann nicht Nicht-kommunizieren“ löst man durch eine andere Hülle (Auto oder Kleidung) ein anderes Verhalten aus. Nur, dass man in manchen Fällen gar nicht darauf kommt, weil man sich selbst genauso fühlt wie sonst auch.
Manches kann man ändern, wenn es einem bewusst wird, zum Beispiel die Kleidung. Wenn man es denn will. Anderes kann man nicht ändern, zum Beispiel das Auto, auch wenn einem die entsprechende Reaktion bewusst ist und man gerne etwas ändern möchte. Dann muss man leider mit den eventuell in Kauf zu nehmenden Nachteilen leben, also sozusagen die Reaktion auf die Reaktion planen.
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