Stimmt! An manchen Tagen kommt es mir vor, als ob ich es mit kleinen Kindern zu tun hätte, die von Erziehern bearbeitet werden. Darin stecken gleich mehrere bemerkenswerte Aspekte. Erwachsene sind keine Kinder und möchten sich weder so fühlen noch mit dem entsprechenden Gefälle in der Beziehungsebene behandelt werden. Andererseits steckt in jedem von uns ein Erzieher, wir müssen geradezu zwangsweise unserem Umfeld mitteilen, dass es etwas falsch gemacht hat und oder wir es besser machen würden.
Aber ich wundere mich schon, wenn ich im Erwachsenen-Alltag Muster wiederentdecke, die ich bei meiner Tochter in der Kindergartenzeit oder in der Grundschule erlebt habe. Da hing dann auf der Jungen-Toilette ein Zettel „Nach dem Pipi-Machen bitte abspülen - es riecht sonst nicht sehr gut“. Irgendwie süß, dieser Antritt, die Kinder zum Betätigen des Spülknopfes zu bewegen. Aber auch völlig aussichtslos. Hat ein Kind es verinnerlicht, kommen dutzende Kinder nach, die entweder den Zettel nicht lesen, ihn nicht verstehen oder sich nicht angesprochen fühlen. Am Ende jedenfalls stinken alle Toiletten nach Urin.
Man kann das jetzt durch das Thema Kaffeetassen ersetzen, die sich in Bürogebäuden ungespült in der Küche sammeln. Ein mehr oder weniger freundlicher Hinweis, jeder möge doch sein Geschirr nach Gebrauch sauber machen läuft erfahrungsgemäß ins Leere. Da kann man sich aufregen, die Zettel größer machen und die Drohungen deutlicher formulieren. Auch das Ansprechen einzelner Kollegen, die man bei der illegalen Kaffeetassen-Deponierung erwischt hat ist denkbar. Aber am Ende ist das nur eine vorübergehende oder punktuelle Verbesserung, wie auf der Knabentoilette wird sich immer noch einer daneben benehmen.
Was also tun? Wer sich darüber aufregt, der verschleißt seine Nerven ohne sein Ziel zu erreichen. Oder nur mit unverhältnismäßigen Mitteln des Zwangs und der Kontrolle. Also die Menschen - seien es Kinder oder ungezogene Erwachsene - so nehmen wie sie nun mal leider sind. Einmal pro Woche mit dem Hochdruckreiniger durch die Toilette und es ist Schluss mit dem Gestank. Abends wöchentlich durch die Kaffeeküchen und die verwaisten Kaffeetassen in die Spülmaschine räumen (lassen).
Schluss mit dem Stress, den wir uns selber machen - das Leben ist leicht, wenn man nicht jede ungeliebte Situation entgegen der Vernunft mit aller Gewalt zu ändern versucht.
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