Ich sitze faul am Pool. Die Sonne scheint, eine schöne Gartenanlage um mich herum und ein Kellner, der von Zeit zu Zeit Getränke bringt. Was will man mehr? Vergangenes Jahr waren wir in einem kleinen Hotel, insgesamt gut gepflegt aber mit Minizimmer, mittelmäßigem Essen und einem Service: naja.
Das ist dieses Jahr schon viel besser, die Unterkunft hat einen Stern mehr, das merkt man am Preis, aber auch am Pflegezustand, den Zimmern und der Verpflegung. Da hat sich was getan, ich kann meinen Ausblick auf den Pool so richtig genießen. Obwohl – die Klimaanlage auf dem Zimmer ist ziemlich laut, die Dusche wird nicht richtig warm und das Essen ist recht eintönig.
Soweit alles ganz gut, sicher war unser diesjähriges Domizil eine gute Entscheidung, aber nächstes Jahr müssen wir schauen, dass wir etwas mit mehr Komfort und aufregenderem Buffet finden. Auch wenn das Hotel insgesamt empfehlenswert ist, wir werden es nicht noch einmal buchen. Das wäre eine Wiederholung, aber wir suchen einen gewissen Fortschritt.
Ja, Stillstand ist Rückschritt, nicht nur bei der Hotelauswahl, auch bei allen Szenen des täglichen Lebens. Ein Partner, auf den man sich verlassen kann und der immer da ist, der ist schon ein wertvoller Zeitgenosse. Aber auf die Dauer wird es langweilig, es fehlt die Bewegung. Ich denke an ein Körperteil, zum Beispiel den rechten Arm. Normalerweise nehme ich ihn gar nicht wahr, er ist halt da. Wenn ich mich darauf konzentriere, ist er aber zu fühlen, liegt mit dem Unterarm auf dem Tisch, die Finger berühren die Tischplatte. So richtig fällt mir seine Existenz erst auf, wenn der Arm eingeschränkt (beispielsweise eingegipst) ist.
„Ich bin immer für Dich da, Du kannst Dich auf mich verlassen“ ist eine phantastische Basis, aber auf Dauer nicht genug. Wie auch der Körper nicht einfach nur für uns da ist, sondern mit geeigneter Bewegung fit gehalten werden muss, so bedürfen auch Beziehungen der fortlaufenden Pflege.
Fataler Weise sind wir Menschen von Natur aus in einem Dilemma. Wir sind von der Grundstruktur her auf Veränderung programmiert, wollen vorankommen, verlangen nach Entwicklung. Nicht zuletzt resultiert unsere außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit aus dieser Wurzel. Andererseits brauchen wir Gewohnheit, ein Set von konstanten oder nur sehr langsam veränderten Randbedingungen. Jede Woche „Tatort“, aber bitte mit behutsam angepassten Teams und Stories.
Und natürlich macht das auch vor unserem beruflichen Umfeld nicht Halt. Die spannendste Aufgabe wird mit der Zeit langweilig, wenn sie nicht variiert, vielleicht sogar gesteigert wird. Dauernde Veränderung sorgt allerdings für Verunsicherung, hier fehlt der Rückhalt, den nur ein stabiler Rahmen bieten kann.
Wo die Bewegung fehlt – sei es körperlich, dann gehen wir zum Sportkurs, sei es in der Beziehung, dann etablieren wir gemeinsame Erlebnisse oder im Beruf, wo sich andere Aufgabenfelder suchen lassen; In all diesen und noch vielen weiteren Fällen müssen wir die Bewegung explizit in Gang bringen. Und wie wir aus der Technik wissen steht dem erst mal eine Trägheit gegenüber, müssen wir Eingerostetes lösen und Energie einbringen, deren Einsatz sich allerdings lohnt.
[Weitere Blogs: Interdisziplinäre Gedanken, Feingeistiges]
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