Stellen wir uns doch mal vor, wir könnten unser gesamtes Wissen an unsere Kinder weitergeben. Wir sind dabei ja noch nicht einmal allein, früh werden wir ergänzt von anderen Kindern, den Erziehern im Kindergarten, Lehrern, Ausbildern, Dozenten und so weiter. Alle belehren das Kind, geben Wissen weiter, teilen ihre Erfahrungen mit und fügen dem im Laufe der Zeit bereits angesammelten Wissen weitere Aspekte hinzu.
Wenn das in der Praxis unbegrenzt ginge, müsste jede Generation wieder ein wenig schlauer werden. Unser Gehirn könnte das schon speichern, mit den derzeitigen Inhalten ist es bei weitem nicht ausgelastet. Selbst die Lerngeschwindigkeit ist nur bedingt problematisch. Zwar kann sich kein normaler Mensch Vokabeln wie eine Datenbank merken, niemand lernt mal so eben ein Telefonbuch auswendig. Und doch lernen wir in hoher Geschwindigkeit und ununterbrochen, sogar nachts.
Ein deutlich beschränkender Faktor ist die Eingabe von Wissen. Es gelingt uns noch nicht einmal, alle Erlebnisse und Erfahrungen einer einzigen anderen Person zu kennen. Wir müssten hierfür deren Leben erleben, und zwar mit allen Randbedingungen, allen Sinnen, allen Aspekte wie Stimmungen und Gefühlen und vollständigem Kontext. Und noch schlimmer, denn wir können ja noch nicht einmal unser eigenes Leben komplett wiedergeben, werden doch Erinnerungen im Laufe der Zeit verändert und gehen sogar verloren. Davon, dass wir schon im aktuellen Augenblick aus der Vielzahl der Eindrücke die aus unserer Sicht Relevanten herausfiltern ganz zu schweigen.
Was wir dem Nachwuchs mitgeben ist also jedenfalls beschränkt, man kann zwar durch geschickte Pädagogik ein wenig an der Begrenzung arbeiten, aber letztlich ist kein unbeschränktes Wachstum möglich. Obendrein veraltet Wissen, es muss gar nicht weitergegeben werden. Haben wir vielleicht gelernt, wie man sich in der Kneipe mit einem Telefonbuch und dem Wandtelefon ein Taxi bestellt, müssen unsere Kinder wissen, wie man ein Smartphone bedient, um den Funkmietwagen zu ordern.
Und das gilt natürlich analog für künstliche Systeme. Die Aufnahmegeschwindigkeit eines Computers bezüglich Daten ist extrem viel höher als die von Menschen. Aber wie dargestellt ist diese Geschwindigkeit nur ein Teil des Lernens und der resultierenden verwertbaren Bildung. Und so ergibt sich sowohl für die künstliche als auch für die natürliche Intelligenz, dass es Randbedingungen gibt, die verhindern, dass wir alle schlauer werden.
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