Breitschultrig steht er am Eingang vom Club, jede Person aus der Warteschlange wird sorgfältig angeschaut. Attraktive Frauen winkt er ohne weitere Diskussion durch, bei den Männern ist er wesentlich pingeliger. Passt der Typ in die Disko, sieht er nach Krawall aus, stimmt über den Abend gemittelt die Mischung.
Dieser Türsteher hat seine eigene Vorstellung von den erwünschten Gästen, aber die hat er natürlich im Wesentlichen vom Inhaber erklärt bekommen. Soll das Publikum jung oder alt sein, schick oder lässig, aus der gemäßigten Ecke oder eher voller Energie. Reine Vorgabe des Chefs, die hier an der Eingangstür operationalisiert wird.
So etwa kann man sich aber auch das Gehirn vorstellen. Da stehen Lerninhalte Schlange, wollen in die Denk- oder Lernwelt aufgenommen werden. Und treffen direkt am Eingang auf einen Teil unseres Gehirns, das die merk-würdigen Dinge vorfiltert. Mit was müssen wir uns beschäftigen, was interessiert uns, was ist eine willkommene Ergänzung. Oder was ist unerwünscht, soll gar nicht gespeichert werden und darf entsprechend ignoriert werden.
„Dazu habe ich keine Lust“ ist ein Satz, den unser Gehirn-Türsteher sagt. Er verwickelt die Lehrenden in Diskussionen nach der Sinnhaftigkeit oder der Motivation für die Aneignung einer Fertigkeit. Manche Themen sind begehrt und werden sofort akzeptiert, andere zurückhaltend oder ablehnend behandelt.
Schnell wird der Ruf nach einer Begründung laut, man will verstehen, warum man etwas erlernen oder verinnerlichen soll. Um im Bild mit der Disko zu bleiben überreden wir unsere Mitmenschen, dass sie unserem Türsteher erläutern, warum er sie hereinlassen soll. Dabei ist es unser eigener Türsteher, und es ist unsere ureigene Aufgabe, ihn zu instruieren. Das sollte man sich nicht aus der Hand nehmen lassen.
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