In einem Spielfilm wurde eine Szene gezeigt, in der der
Hauptdarsteller noch mal kurzen Kontakt zu seinen alten dubiosen Kreisen hat. Seine
alte Gang nimmt ihn zu einer Party mit, dort kommt es zum Streit und er legt
sich mit dem Anführer an. An der Stelle hätte ich erwartet, dass er
niedergeschossen wird (was aber wohl nicht zum Drehbuch passte).
Erstens kann es sich der Anführer nicht leisten, dass er von
einem anderen (wenn auch ehemaligen) Bandenmitglied besiegt wird. Er muss seine
Führungsposition verteidigen, notfalls durch Mord, weil er sonst selbst abserviert
wird. Und zweitens ist er Anführer geworden, weil er rigoros jeden kaltstellt
oder unterjocht, der sich ihm in den Weg stellt. Es ist sein Erfolgsrezept und
es gibt keinen Grund, dieses jetzt in Frage zu stellen.
Folglich ist es grundsätzlich hochgefährlich, mit ihm zu kämpfen,
es sei denn, man hat sich das gut überlegt und rechnet sich gute Chancen ein,
dieses Kräftemessen gegen ihn (und eventuell seine Mannschaft) zu überleben.
Hier geht es zu wie im Tierreich, es gibt nur Leben oder Tod.
Doch was man da in diversen Spielfilm immer mal wieder in
den verschiedensten mehr oder weniger brutalen Ausprägungen und aus
unterschiedlichen Perspektiven erzählt bekommt, das gibt es auch im gemäßigten
Leben. Werfen wir einen Blick auf Führungsetagen.
Wer in den erlesenen Kreis dieser Lenker aufgenommen werden
möchte, der muss schon den richtigen Stallgeruch haben. (Das belegen unzählige
einschlägige Studien.) Und zusätzlich muss der Anwärter gut kalkulieren, an
welcher Stelle der Hackordnung er sich einsortieren kann und will.
Machtmenschen verteidigen (siehe Punkt 1 oben) ihre Position mit großer
Vehemenz. Außerdem streben sie an die Spitze, das haben sie Zeit ihres Lebens
getan und verfolgen – siehe Punkt 2 oben – auch hier wieder ihr persönliches
Erfolgsrezept.
Gekämpft wird natürlich nicht mit Pistolen und gefoltert
wird auch nicht, aber auf dem Weg kann schon mal ein wenig Intrigieren oder
diskretes Verleumden weiterhelfen. Auch werden hier meist keine Gesetze
gebrochen, aber das Überschreiten moralischer Grenzen ist gelegentlich Mittel
zum Zweck.
Und so kann es vorkommen, dass eine Person mit von innen
angelegten Führungsqualitäten, aber ohne diesen unbedingten Machtanspruch
scheitert. Das ist dann für das Unternehmen und für die gesamte Mannschaft sehr
bedauerlich. Denn Führung ist eben durchaus mehr als nur der Wille, anderen
seine Meinung oder Richtung zu diktieren, sprich Macht auszuüben.
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