Mittwoch, 31. März 2021

Sex oder Selters?

Wir sitzen da, kennen uns ja schon eine Weile und haben heute Abend wieder ein gemütliches Treffen in der Bar. Nüchtern sind wir beide nicht mehr, die Zunge ist schon ein wenig schwer und Hemmungen etwas zurückgestellt. Gerade hast du dein Glas wieder auf den Tisch gestellt, schaust mich an, schaust auf unsere Hände, an denen wir uns über den kleinen Tisch hinweg halten und dir entfährt ein Freud‘scher Versprecher. „Sex oder Selters?“ kommt aus deinem Mund und du lächelst dabei, als ob du über Wetter oder Jogging sprichst.

Meine Gedanken kommen in Trab. War das ein Angebot? „Jaaa…“, sage ich und meine dabei natürlich die erste Option, überlege es mir dann noch mal, denn so überstürzt ist es mir dann auch wieder nicht recht. Oder genau genommen, ich beginne nun abzuwägen. Beim Wasser weiß ich, was ich habe, das ist ungefährlich, davon kann keiner schwanger werden, das ist auch am Morgen danach noch ok und wir können Freunde bleiben. Das ist bei dem sexuellen Abenteuer deutlich anders, die Aussicht ist verlockend, aber der nachfolgende Kater vorprogrammiert. Und vielleicht schadet es unserer Freundschaft oder ich bin anschließend sogar ungeplanter Vater.

„Ähm, also, ich meine Nein, ich meine ja, ich nehme vielleicht noch ein Wasser“, höre ich mich sagen und bleibe damit beim Bewährten.

 Ohne attraktive Frau? Nüchtern? Bei der Arbeit? Da gibt es gelegentlich auch die Aussicht auf ein verlockendes Ergebnis, selten erlebte Erfüllung, Glücksgefühle, Lust zur Arbeit. Andererseits haben wir das immer so gemacht, bei dem bisherigen Vorgehen kann nichts schief gehen, sichere Langeweile ist besser als potentielle Erfolge. Und so verharren wir mit dem Spatz in der Hand, weil das Erreichen der Taube auf dem Dach zu viel Risiko bedeutet.

Andere Blogs: Interdisziplinäre GedankenFeingeistiges]

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