Sonntag, 29. Dezember 2019

Ich bin ein Risiko auf Skiern


"Wir treffen uns dann unten am Lift", waren die letzten Worte meiner Skilehrerin bevor sie davonfuhr. Ich stand zunächst etwas verdattert da, unter mir die wackligen Bretter, um mich herum glatter Boden und vor mir ein in diesem Moment ganz schön steiler Abhang.

Die anderen Schüler schauten sich an, lachten und johlten, klopften sich auf die Schulter und begannen dann mehr oder weniger vorsichtig mit der Abfahrt. Die Aussicht auf Hüttengaudi und Jagertee trieb die muntere Schar talwärts.

Nicht dass ich Angst gehabt hätte hinzufallen. Das ist schon ok, danach stehe ich wieder auf. Auch nicht, dass ich von der Piste abkommen könnte. Aber wie ich halbwegs kontrolliert ins Tal kommen sollte und vor allen Dingen wie ich unten angekommen vor der Menschenschlange am Lift bremsen sollte: Das machte mir schon Sorgen.

Irgendwie konnte ich der Gruppe dann doch folgen und traf an der Talstation meine fröhlichen Kameraden. Gut gelaunt erzählten sie von ihren Stürzen, wie knapp sie gerade einem Unfall entgangen waren und überhaupt wie toll dieses Gefühl auf den Skiern war. Morgen, soviel stand fest, wollte man die Strecke in der halben Zeit fahren und auch abseits der Piste ein wenig Vergnügen im Schnee suchen. Risiko? Ach was, ein Wort für Spassbremsen.

Manchmal frage ich mich, ob diese Zeitgenossen auch bei der Arbeit so daherkommen. Einfach mal loslegen ohne sich Gedanken über Risiken zu machen, ohne zu wissen, wo die Gefahren lauern. Irgendeinen persönlichen Vorteil vor Augen, der alle Bedenken bei Seite schiebt.

Dabei sollte gerade Risikomanagement eine unserer Kernkompetenzen sein. Es geht nicht darum, jedes Risiko zu umgehen, sondern sich bewusst damit zu beschäftigen. Und so bin ich auch heute noch froh, wenn ich vor der Abfahrt weiß, wo die Bremse ist.

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