Beim Autofahren schalte ich gelegentlich mein Smartphone ein und
beobachte auf dem Bildschirm den Verlauf der aktuellen Höhe. Wenn ich der
Grafik glaube, kann mein VW New Beetle fliegen. Von Zeit zu Zeit springt die
Höhenanzeige um zig Meter hoch oder runter. Aus eigener Beobachtung kann ich
sagen, dass das einfach nicht stimmt. Der Wagen fährt kontrolliert auf seinen
vier Reifen über die Autobahn, hüpft nicht, tunnelt nicht.
Die Sprünge in der Darstellung leiten sich schlichtweg aus den
Messgrößen ab. Und die sind – im Falle der GPS-Daten – abhängig von der
Erreichbarkeit der Satelliten. Ist einer weniger erreichbar, kann die Messgenauigkeit
erheblich leiden oder sogar zu Fehlberechnungen führen.
Ähnlich sieht es im Management-Dashboard aus. Aus mehr oder weniger
stabilen Sensoren (Zulieferungen) werden Kenngrößen berechnet. Wie die am Ende
beobachtete Kennzahl oder Ampel abgeleitet wurde, liegt für den Betrachter
weitgehend im Dunkeln. Auch die Lieferqualität, eventuelle Ausfälle in den
Lieferdaten etc. sind nicht erkennbar. Kann man die Darstellung nicht gegen die
Realität prüfen oder zumindest plausibilisieren, so kommt fast unausweichlich
Unsinn heraus.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Unkenntnis der hinterliegenden
Algorithmen. Selbst kleine Programmierfehler, vielleicht aus mangelndem
Verständnis von Datenbankabfragen, können zum Verhängnis werden. Berücksichtigt
die Ergebnisgröße beispielsweise nur vollständige Datensätzen, können
Verkaufszahlen mangels Eingabe der Empfänger-Postleitzahl aus dem Report
herausfallen und ihn damit völlig verfälschen.
Häufig beobachte ich auch, dass Steuerungsgrößen eine absurde Scheingenauigkeit
aufweisen. Es ist eine unrealistische Vorstellung, die Präzision von
Zeiterfassung zu steigern, indem man von Tages- auf Stundereporting umstellt.
Und es ist naiv zu erwarten, dass alle Mitarbeiter ihre Arbeitszeit komplett in
den Dienst des Unternehmens stellen und exakt den unterschiedlichen Aufgaben
zuordnen können. Vielmehr ist ein sehr grobes Schema, das Platz für ein wenig
Mogeln lässt, ein guter Kompromiss für die Steuerung
Und am Ende erkennt man, dass Kennzahlen stets nur einen Hinweis auf
eine Entwicklung darstellen. Sie ersetzen keine eigenen Beobachtungen und
ersetzen auch nicht den ehrlichen Austausch mit den Beteiligten.
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