Dienstag, 28. Januar 2020

Der Glaube ans Management-Dashboard


Beim Autofahren schalte ich gelegentlich mein Smartphone ein und beobachte auf dem Bildschirm den Verlauf der aktuellen Höhe. Wenn ich der Grafik glaube, kann mein VW New Beetle fliegen. Von Zeit zu Zeit springt die Höhenanzeige um zig Meter hoch oder runter. Aus eigener Beobachtung kann ich sagen, dass das einfach nicht stimmt. Der Wagen fährt kontrolliert auf seinen vier Reifen über die Autobahn, hüpft nicht, tunnelt nicht.
Die Sprünge in der Darstellung leiten sich schlichtweg aus den Messgrößen ab. Und die sind – im Falle der GPS-Daten – abhängig von der Erreichbarkeit der Satelliten. Ist einer weniger erreichbar, kann die Messgenauigkeit erheblich leiden oder sogar zu Fehlberechnungen führen.

Ähnlich sieht es im Management-Dashboard aus. Aus mehr oder weniger stabilen Sensoren (Zulieferungen) werden Kenngrößen berechnet. Wie die am Ende beobachtete Kennzahl oder Ampel abgeleitet wurde, liegt für den Betrachter weitgehend im Dunkeln. Auch die Lieferqualität, eventuelle Ausfälle in den Lieferdaten etc. sind nicht erkennbar. Kann man die Darstellung nicht gegen die Realität prüfen oder zumindest plausibilisieren, so kommt fast unausweichlich Unsinn heraus.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Unkenntnis der hinterliegenden Algorithmen. Selbst kleine Programmierfehler, vielleicht aus mangelndem Verständnis von Datenbankabfragen, können zum Verhängnis werden. Berücksichtigt die Ergebnisgröße beispielsweise nur vollständige Datensätzen, können Verkaufszahlen mangels Eingabe der Empfänger-Postleitzahl aus dem Report herausfallen und ihn damit völlig verfälschen.

Häufig beobachte ich auch, dass Steuerungsgrößen eine absurde Scheingenauigkeit aufweisen. Es ist eine unrealistische Vorstellung, die Präzision von Zeiterfassung zu steigern, indem man von Tages- auf Stundereporting umstellt. Und es ist naiv zu erwarten, dass alle Mitarbeiter ihre Arbeitszeit komplett in den Dienst des Unternehmens stellen und exakt den unterschiedlichen Aufgaben zuordnen können. Vielmehr ist ein sehr grobes Schema, das Platz für ein wenig Mogeln lässt, ein guter Kompromiss für die Steuerung

Und am Ende erkennt man, dass Kennzahlen stets nur einen Hinweis auf eine Entwicklung darstellen. Sie ersetzen keine eigenen Beobachtungen und ersetzen auch nicht den ehrlichen Austausch mit den Beteiligten.

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